Bausteine einer neuen Weltfinanzordnung

Langfristiger Erfolg soll Maßstab werden

Berlin, 26. März 2009 – „Es gilt anzugehen gegen das schrankenlose Shareholder-Value-Denken, die Zurückdrängung aller anderen Unternehmensziele gegenüber Aktienkurs und Gewinnraten. Dieses Denken ist schick geworden, es nimmt Züge eines Tanzes um das goldene Kalb an. Kaum zu glauben, dass in den 70er Jahren Dinge wie Mitbestimmung die Gemüter bewegten und in den 80ern der Umweltschutz. Jetzt dreht sich alles nur noch ums Geld. Mit der Verengung auf das Materielle gewinnen wir aber die Zukunft nicht.“, forderte Josef Göppel bereits im Mai 2000 in seinem Artikel „Die Farben der Zukunft" (Sie finden den Artikel hier).

In der Krise wächst nun die Unterstützung für eine Wirtschaftsweise, die sich am langfristigen Erfolg misst und an Rahmenbedingungen, die ökologische und soziale Leitplanken setzen. Bundespräsident Horst Köhler formulierte in seiner Berliner Rede am 24. März 2009 den Auftrag an die Politik: „Wir haben uns eingeredet, permanentes Wirtschaftswachstum sei die Antwort auf alle Fragen. Solange das Bruttoinlandsprodukt wächst, so die Logik, können wir alle Ansprüche finanzieren, die uns so sehr ans Herz gewachsen sind - und zugleich die Kosten dafür aufbringen, dass wir uns auf eine neue Welt einstellen müssen. … Gerade die Krise bestätigt den Wert der Sozialen Marktwirtschaft. Sie ist mehr als eine Wirtschaftsordnung. Sie ist eine Werteordnung. Sie vereinigt Freiheit und Verantwortung zum Nutzen aller. Gegen diese Kultur wurde verstoßen. Lassen Sie uns die kulturelle Leistung der Sozialen Marktwirtschaft neu entdecken. Es steht allen, insbesondere den Akteuren auf den Finanzmärkten, gut an, daraus auch Bescheidenheit abzuleiten und zu lernen.“

Managergehälter

Der Deutsche Bundestag arbeitet bereits an der konkreten Umsetzung eines neuen rechtlichen Rahmens für Managergehälter. Das langfristige Denken mittelständischer Unternehmer soll Vorbild für große, börsennotierte Firmen werden. So sollen Bezugsrechte für Aktien nicht wie bisher bereits nach zwei, sondern künftig erst nach vier Jahren ausgeübt werden können. Wichtig ist auch, dass künftig der gesamte Aufsichtsrat für die Festsetzung der Vorstandsbezüge verantwortlich ist. Dabei muss er dafür sorgen, dass diese Bezüge in einem angemessenen Verhältnis zu den Aufgaben und Leistungen des Vorstandsmitglieds, zur Lage des Unternehmens und der üblichen Vergütung stehen und langfristige Verhaltensanreize zur nachhaltigen Unternehmensentwicklung setzen. Der Aufsichtsrat kann bei einer schlechten Unternehmensentwicklung auch nachträglich die Managergehälter kürzen. Ehemalige Manager werden nicht mehr sofort, sondern frühestens nach drei Jahren in den Aufsichtsrat desselben Unternehmens wechseln können. Diese Regelungen des Gesetzentwurfs stellen sicher, dass durch die Vergütung nicht Anreize zu kurzfristigem und wenig nachhaltigem Handeln gesetzt werden. Das Gesetz soll noch in diesem Jahr in Kraft treten. Damit steht die erste von Göppels konkreten Forderungen vom November 2008 (den Artikel „Regulierung der Finanzmärkte – jetzt!“ finden Sie unter untenstehendem Link) vor der Umsetzung.

Die Austrocknung von Steueroasen ist ebenfalls auf einem guten Weg. Die Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein kooperieren nun bei Steuerhinterziehung besser mit den deutschen Behörden. Bei der Regulierung von Finanzmärkten muss aber vor allem international enger zusammengearbeitet werden. Bundeskanzlerin Merkel hat im Februar mit der Einladung der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer nach Berlin und konkreten Vorschlägen für eine umfassende Aufsicht über alle Finanzprodukte und eine lückenlose Regulierung von Hedgefonds und privaten Beteiligungsgesellschaften den Boden für den G-20-Gipfel im April in London bereitet. Auf europäischer Ebene konnte sie beim Frühjahrsgipfel der vergangenen Woche die Regierungschefs von ihrer Position überzeugen. Bleibt zu hoffen, dass in London erste international gültige Beschlüsse gefasst werden.

Artikel vom: 26.03.2009 17:24