Ländliche Räume lebendig halten

Eröffnungsrede des DVL-Vorsitzenden, MdB Josef Göppel, zum internationalen Kongress „Vom Wert der Landschaft“ am 07. Juni 2007 in Neumarkt

„Natur als Motor der ländlichen Entwicklung" heißt das Motto dieser Tagung. Gerade in einer Zeit der anziehenden Konjunktur und eines neuen Flächendrucks durch die Erzeugung nachwachsender Rohstoffe muss der Wert intakter Landschaften wieder besonders in den Blick genommen werden. Es geht um die Existenzberechtigung der natürlichen Lebewelt, der Pflanzen und Tiere, inmitten der Zivilisationswelt der Menschen.

Es gibt auch wieder mehr Wettbewerb um gute Arbeitskräfte. Bei der Wahl des Lebensmittelpunkts spielt eine schöne Umgebung mit hohem Erholungswert eine immer größere Rolle. Intakte Landschaften werden unverkennbar zu Motoren einer guten Entwicklung in ländlichen Räumen.

Wie reagiert die Politik darauf? Der Bericht der OECD über die Politik zur ländlichen Entwicklung in Deutschland stellt fest, dass sich die politischen Aktivitäten hier zu Lande noch viel zu sehr an den Ressortgrenzen der einzelnen Ministerien orientieren. Die Nutzung nachwachsender Rohstoffe zur Energiegewinnung zeigt, wie sehr sich Landwirtschaftspolitik, Umweltpolitik und Energiepolitik überlagern. Die Landwirtschaft selbst muss ein elementares Interesse daran haben, die ökologischen Vorteile der Bioenergie beim Anbau nicht zu gefährden, um die Unterstützung der Gesellschaft nicht zu verlieren. Für die Energiepolitik und den Klimaschutz ist es wichtig, solche Nutzungspfade zu wählen, die entlang der gesamten Produktionskette die beste energetische Bilanz aufweisen. Deshalb brauchen wir dringend eine bessere Zusammenschau der einzelnen politischen Fachgebiete.

Die Deutschen Landschaftspflegeverbände mit ihrer gleichberechtigten Zusammenarbeit von Kommunalpolitikern, Naturschützern und Landwirten haben vor 20 Jahren vielleicht unbewusst ein Zeichen gesetzt, wohin die Entwicklung gehen muss.

Minister Seehofer strebt an, die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz zu einer Gemeinschaftsaufgabe ländlicher Raum auszuweiten. Wir halten das für den richtigen Ansatz und unterstützen seine Bemühungen ausdrücklich.

Auf europäischer Ebene fordern wir, die Mittel für ländliche Entwicklung deutlich anzuheben. 10 % des europäischen Haushalts für 70 % der Fläche sind zu wenig! Das europäische Lebensmodell der Vielfalt braucht lebendige ländliche Räume. Wir wollen mehr Freiraum für gemeinsame Initiativen von Kommunalpolitik, Landwirtschaft und Naturschutz. Alle bisherigen Erfahrungen zeigen auch, dass fachkundiges Regionalmanagement unabdingbar ist um selbst tragende Prozesse in Gang zu bringen. Das muss in den Vorgaben für die Mitgliedsstaaten verbindlich verankert werden.

Bei all unserem Tun dürfen wir nie vergessen: Die Natur ist unsere Grundlage. Von ihr leben wir! Wer ihre Güter maßvoll nutzt, wird auf Dauer den besten Erfolg haben. Das ist unsere Richtschnur.

Einen Bericht der Deutschen Presseagentur über die Konferenz finden Sie hier.