Alleeschutz soll verbessert werden

AGRA-EUROPE 10/15, vom 2. März 2015                    Länderberichte,  S. 16 - 17

Klarstellung zu Richtlinie für Passive Schutzeinrichtungen (RPS) durch das Bundesverkehrsministerium nötig - Hohe Haltungskosten von Alleen berücksichtigen - Finanzielle Unterstützung gefragt - Wirkung der Bäume geht über touristischen Effekt hinaus - Arbeitsgruppe angeregt

BERLIN. Beim Schutz bestehender Alleebäume und der Pflanzung neuer Bäume bekommen die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), der Bund deutscher Baumschulen (BdB) und der Deutsche Naturschutzring (DNR) Unterstützung von der Politik. Eine Arbeitsgruppe des Bundesverkehrsministeriums mit Verbandsvertretern im Bereich des Alleenschutzes soll sich mit der Richtlinie für Passive Schutzeinrichtungen (RPS) im Bereich des Straßenbaus befassen und weiteren Klärungsbedarf herausfiltern. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Josef Göppel kündigte vergangene Woche nach einem Parlamentarischen Abend mit Bundestagsabgeordneten und Vertretern von SDW, BdB und DNR an, die Gründung der Arbeitsgruppe zu initiieren. Zuvor hatten die Verbände beklagt, dass immer mehr Alleen aufgrund von Verkehrssicherungsmaßnahmen abgeholzt würden. Neuanpflanzungen seien praktisch nicht mehr realisierbar, seitdem mit der RPS die Abstände für Neupflanzungen von Bäumen an Straßen von 4,5 m auf 7,5 m erweitert worden seien. So verschwänden „die imposanten Baumreihen" nach und nach aus dem Landschaftsbild. Alleen seien aber bei angepasster Fahrweise keine gefährlichen Hindernisse, sondern hälfen bereits in der Ferne den Straßenverlauf zu erkennen und die Fahrweise anzupassen. Außerdem seien sie auch für die Artenvielfalt und den Klimaschutz entscheidend.

Länder agieren anders

Laut Göppel hatte das Verkehrsressort klargestellt, dass die RPS-Anforderungen nur für Neubauten und Bundestraßen gälten. Offensichtlich werde die Richtlinie in den Ländern aber anders angewendet. Für baumbestandene Straßen im Bestand seien die Empfehlungen zum Schutz vor Unfällen mit Aufprall auf Bäume (ESAB 2006) maßgeblich, betonte der Abteilungsleiter im Bundesverkehrsministerium, Dr. Stefan Krause. Das Entfernen von Bäumen sei nach eingehender Einzelfallprüfung immer nur als letztes Mittel zu erwägen. Die Grünen-Politikerin und Vorsitzende der Alleenschutzgemeinschaft (ASG), Cornelia Behm, sprach sich für eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung in Alleen auf höchstens 80 km/h aus. In Brandenburg seien die Unfallzahlen deutlich gesunken. Das sollte Vorbild für andere Bundesländer und Landkreise sein.

Hohe Standards

Katharina Brückmann vorn Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) verwies auf den hohen ökologischen und touristischen Wert der Alleen, stellte aber gleichzeitig auch die Kosten für die Träger dar. Im laufenden Unterhalt seien baumbestandene Straßen erheblich teurer als nackte. Bundesländer mit einer großen Anzahl an Alleen sollte man daher eine höhere Zuweisung an Unterhaltungsmitteln für die Bundesstraßen gewähren. Thematisiert wurde von den Teilnehmern zudem eine Unterstützung eines Alleenprogramms durch die Bundesstiftung Umwelt. Der Forstwirt und CDU-Politiker Cajus Cäsar sagte zu, sich dafür stark zu machen. BdB-Präsident Helmut S e 1 d e r s verwies auf die hohen Standards, die für die Produktion von Alleenbäumen gälten. Die Gehölze würden schon während der Produktion für den späteren Endstandort vorbereitet Resistente Sorten, eine besondere Güte bei der Gratschaftigkeit und beim Lichtraumprofil trügen dazu bei, dass ein hohes Maß von Verkehrssicherheit in Alleen gewährleistet sei. Auch müsse man umgekehrt die negativen Folgen fehlenden Baumschutzes an Straßen in die Waagschale werfen. Die Todesopfer des Sandsturms an der A 19 in Mecklenburg-Vorpommern vor einigen Jahren hätten gezeigt, wie fatal die fehlende Einsäumung der Autobahn mit Bäumen gewesen sei.

AgE