Wilde Zeiten

Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 16. Juni 2017

Seehofers Versprechen, einen dritten Nationalpark in Bayern zu etablieren, halten selbst Parteifreunde für Wahlkampfrhetorik

Texte: Christian Sebald

Wenn es um einen dritten Nationalpark in Bayern geht, spricht keiner in der CSU so klare Worte wie der Ansbacher Bundestagsabgeordnete Josef Göppel. "Das ist ein Ablenkungsmanöver", sagt Göppel, "ein reines Ablenkungsmanöver davon, dass meine Partei in Bund und Land die weitere Zubetonierung unserer Landschaften forciert durch immer neue Baugebiete und sie damit dramatisch zum Negativen verändert." Göppels Äußerungen sind bemerkenswert. Als Chef des Arbeitskreises Umwelt der CSU ist der studierte Förster der gleichsam oberste Naturschützer seiner Partei. Zudem ist der 66-Jährige inzwischen der letzte namhafte Naturschützer in der CSU. Also sollte sich Göppel freuen über das Versprechen von Ministerpräsident Horst Seehofer, dass es einen dritten Nationalpark in Bayern geben wird. Doch Göppel bleibt bei seinem Urteil. Die Idee für den dritten Nationalpark in Bayern, so lautet seine Überzeugung, wurde einzig deshalb geboren, um in den bevorstehenden Wahlkämpfen zu punkten. "Denn es geht ja auch vielen CSU-Anhängern gegen den Strich, wie schlimm mit unseren Landschaften umgegangen wird", sagt er. "Ihnen gegenüber will man in den Wahlkämpfen jetzt ein positives Projekt vorweisen können."

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