"Atomrebell" wirbt für Energiewende

CSU-Politiker Josef Göppel: Der Endverbraucher wird künftig auch Stromerzeuger sein

Münsterländische Volkszeitung vom 19. Juli 2011


Rheine – Jahrzehntelang ist er mit seinem Nein zur Atomkraft gegen den Strom geschwommen, stets seiner Richtung treu. Jetzt hat sich mit der Energiewende der Strom der Mehrheitsmeinung gewendet und treibt den Obmann der Unionsfraktion im Umweltausschuss des Bundestags in alle Winkel der Republik.  Josef Göppel kann sich seit dem Atomausstiegsbeschluss der Bundesregierung vor Freunden kaum retten. Entsprechend zahlreich sind die Einladungen. Dass die Stadtteilunion Eschendorf/Gellendorf ihn als Gast gewinnen konnte, bezeichneten in der anschließenden Diskussionsrunde viele als „Glücksfall“. Für den Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe „Politik mit Kompass“ hätte sich Norbert Kahle, Vorsitzender der Stadtteilunion Eschendorf/Gellendorf, vermutlich keinen besseren Gastredner aussuchen können.

Josef Göppel verkörpert den Gegenentwurf des SMS-geplagten Medienpolitikers. „Vielen meiner jüngeren Kollegen empfehle ich gerne  mal ihr Handy beiseite zu legen und stattdessen in der Natur auf dem Hochsitz ihre Gedanken zu ordnen“, so der gelernte Förster Göppel. Mit der Energiewende vollzieht sich für ihn ein fundamentaler Umbruch: „Der Endverbraucher wird künftig auch Stromerzeuger sein.“ Gleichzeitig verwies er darauf, dass sich überall in Bayern Genossenschaften mit Beteiligungen an Bürgerwindparks und Biogasanlagen gründen. Das Geld bleibe so im Dorf. Göppel sieht in der dezentralen Stromversorgung den Schlüssel zum Erfolg. Das Zeitalter der großen Atom- und Kohlekraftwerke hält der „Atom-Rebell“ endgültig für überholt.

Um die Stromversorgung auch ohne Atomkraftwerke sicherstellen zu können, muss zunächst – vor allem durch energetische Sanierung von Gebäuden – der Energieverbrauch gesenkt werden. „Wer einmal ein Wärmebild seines Hauses gesehen hat, der wird aktiv“, ist sich Göppel sicher. Ersetzt werden soll die Kernkraft durch einen Mix aus erneuerbaren Energien: Wasserkraft, Windkraft, Sonne, Biogasanlagen. Bis 2020 soll laut Göppel mehr als ein Drittel des Stroms erzeugt werden, 2030 die Hälfte.

„Das mittelständische Konzept der dezentralen Energieversorgung trifft einen Kern des Unionsgedankens“, ermutigte Göppel die Anwesenden, aktiv und offensiv für die Energiewende zu werben. Erneuerbare Energien seien die Zukunft. „Handwerker, Kommunen, Hausbesitzer, Mieter, Landwirte und Waldeigentümer  profitieren von diesem Wandel.“