Hunger ist kein Schicksal

Auszug aus dem Gemeindebrief der evangelischen Kirchengemeinde Baiersdorf

Am 16. Juli 2008 hielt der renommierte CSU-Politiker und Umweltobmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im evangelischen Gemeindehaus einen Vortrag zum Thema "Hunger ist kein Schicksal". Kompetent, anschaulich und mit vielen interessanten Details legte er seine Positionen überzeugend dar.
Durch den rasanten Anstieg der Nahrungsmittelpreise sei die weltweite Ernährungssituation dramatisch verschärft worden. Als Hauptverursacher machte Göppel die Spekulanten an den Warenterminbörsen aus. Dem müsse man durch Besteuerung bei Aktienanlage- und verkauf entgegenwirken. Aufschlussreich waren seine differenzierten Ausführungen zum Biotreibstoff, der im Blick auf in Deutschland gewachsene Pflanzen eine äußerst günstige Bilanz aufweise. Die zur Verfügung stehende Fläche sei allerdings bereits an ihre Grenzen angelangt. Aus seiner Sicht sei Biosprit vetretbar, wenn gewisse Kriterien erfüllt sind, wie Vorrang für Lebensmittel bei Flächenkonkurrenz, Ausnutzung von Flächenreserven in Europa oder ein klimagerechter Anbau. Regenwaldrodungen zum Zweck der Anpflanzung von Biokraftstoffen seien abzulehnen. In diesem Zusammenhang forderte er auch, die Verwendung von Biokraftstoffen in der Landwirtschaft von der Energiesteuer zu befreien. Göppel führte weieter aus, dass Gentechnik für ihn kein Beitrag zur Beseitigung des Hungers in der Welt sei, sondern Landwirte nur von Agro-Konzernen abhängig macht, die Saatgutvielfalt auf unverantwortliche Weise reduziere und unkontrollierbare Nebenwirkungen habe. Weiter plädierte der Referent für Grenzen beim Freihandel mit Lebensmitteln. Die Märkte der Entwicklungsländer müssten durch Streichung der Exportsubventionen geschützt werden. Schließlich verwies der Politiker auf Netzwerke in der Natur, wo selbständige Untereinheiten in einem Gesamtgefüge zusammenspielten. Das globale Wirtschaftssystem werde umso stabiler, je mehr regionale Wirtschaftskreisläufe in ihm eingebaut seien.
Für die Zuhörer war es sehr eindrücklich, einen Politiker zu erleben, der unbeirrt von Parteipositionen und Denkschablonen seine Linie in der Umweltpolitik vertritt. Göppels Vortrag deckte sich in vielem mit der Brot-für-die-Welt-Kampagne: "Keine is(s)t für sich allein", für die nach der anregenden Diskussion Unterschriften gesammelt wurden. Damit sollen Politiker auf allen Ebenen, nicht zuletzt auch die Bundeskanzlerin um ihre Unterstützung zur Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und der Ausrichtung der Politik auf eine nachhaltige Produktion von Lebensmitteln gebeten werden. Bis zum Erntedankfest liegen noch entsprechende Listen im Gemeindehaus aus.
Leo Förster