"Geiz ist nicht mehr geil" - Der Kauf regionaler Produkte kann Arbeitsplätze sichern und die Umwelt schonen

Nürnberger Nachrichten vom 20.04.2007

Regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken, ist das Hauptanliegen des Bundesverbandes der Regionalbewergung. Um noch mehr Mitstreiter für seine Ideen zu gewinnen, lud der Verband zu einer Tagung für den ländlichen Raum.
Feuchtwangen - Jeder Bäcker, der noch selber bäckt, ist Regionalvermarkter. Genauso wie der Metzger, der noch eigenhändig schlachtet. „Aber die Regionalbewegung ist viel mehr als Streuobstsaft und Lammfleisch", sagte Heiner Sindel, Vorsitzender des Bundesverbandes der Regionalbewegung. Seit sich der Allianz Handwerker und sogar regionale Finanzdienstleister angeschlossen haben, ist ihre Breite enorm gewachsen. Das spiegelte sich auch auf dem Podium der Tagung unter dem Motto „Das Leben im Dorf lassen! - für die Zukunft der Stadt" in Feuchtwangen wider.
In den vergangenen Jahren ist das Interesse der Bevölkerung an regionalen Produkten gewachsen. „Denn Geiz ist nicht mehr geil" - so hatte es bereits am Vormittag Micha Heilmann von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten dargestellt. „Geiz kostet Arbeitsplätze." Diese Einsicht setze sich zusehends bei den Verbrauchern durch. In Zeiten von Gammelfleischskandalen würden „glaubwürdige Produkte" immer wichtiger, und im Hinblick auf Vertrauenswürdigkeit habe die Region nun mal gute Karten, erläuterte Thomas Isenberg von der Verbraucherzentrale Bundesverband. Regionalprodukte fürften aber keine „Placebo-Geschichten" sein. Erfolgreiche Regionalvermarktung kann eine enorme Wirtschaftskraft entwickeln und durch kurze Wege die Umwelt schonen. Ansatzpunkte gibt es dabei viele: Von der Landwirtschaft über die Gastronomie und das Handwerk bis zum Tourismus. „Wir wollen ländliche Räume auch ohne Zugspitze interessant machen", so Sindel.
Der Verbandsvorsitzende lobte die Unterstützung der Regionalbewegung durch die Politik und freute sich, dass gleich zwei bayerische Staatsminister zur Tagung gekommen waren. Landwirtschaftsminister Josef Miller sprach sich gegen eine einseitige Förderung immer größerer Ballungsräume aus. „Stadt und Land sind eng aufeinander angewiesen", sagte Miller vor den rund 150 Tagungsteilnehmern und sicherte 3,3 Milliarden Euro zu, die der Freistaat bis 2013 in die Weiterentwicklung des ländlichen Raums investieren wolle. Wenn die Einkommensmöglichkeiten im ländlichen Raum genutzt werden, dann bleibt die Wertschöpfung in der Region: Die Kaufkraft und die Lebensqualität steigen, und es entstehen neue Arbeitsplätze, skizzierte Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf die Vorteile einer starken Region.