CSU-Politiker: Jetziger Lebensstil nicht zukunftsfähig

Templiner Zeitung vom 23. April 2007

Alt Placht. Vor allem auf persönliche Schlussfolgerungen zielte der CSU-Bundestagsabgeordnete Josef Göppel in seinem Vortrag zum Tag der Erde am Sonnabend in Alt Placht ab. Zum Thema „Ihr sollt das Leben in Fülle haben – und das im Klimawandel“ spannte er, angekündigt als „das grüne Gewissen“ seiner Partei, den Bogen vom menschlichen Anteil am Treibhauseffekt bis zu Konsequenzen im Verhalten. „Ist es das Leben in Fülle, mit dem Geländewagen auf der Autobahn zu fahren, die Wäsche mit dem Elektrogerät zu trocknen, energieaufwändig hergestellte Lebensmittel zu bevorzugen, Standby-Betrieb als normal anzusehen?“ fragte er. Allein die Energie für alle Standby-Schaltungen würden ausreichen, um Berlin ein Jahr lang mit Elektroenergie zu versorgen, so Göppel. Er hat im Bundestag den Antrag für ein „Tempolimit 130 km/h für Pkw auf Autobahnen“ mit eingebracht. Das würde Emissionssenkungen von zwei Millionen Tonnen CO2 je Jahr bewirken, doppelt so viel wie das gesamte deutsche Förderprogramm zur Gebäudesanierung, machte er Relationen deutlich.

Göppel gilt als „Mann mit Durchblick“, weil er Begründer und Vorsitzender des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege, Obmann des Umweltausschusses im Bundestag und seit 1991 Leiter des Umweltarbeitskreises der CSU in Bayern mit rund 6000 Mitstreitern ist. Der 56-jährige Vater von vier erwachsenen Töchtern stammt aus einer Bauernfamilie in Franken und ist gelernter Förster mit langer Berufspraxis. „Unser jetziger Lebensstil ist nicht zukunftsfähig“, erklärte er. „Eine Wertediskussion ist wichtig. Ohne Werteordnung geht es in den Graben. Man kann nicht auf Kapitalismus allein eine Weltordnung bauen.“

Göppels unspektakuläre Art ermunterte Besucher, in der Diskussion überwiegend kritische Fragen zu stellen. Christa Ballert prangerte Naturfrevel beim unsensiblen Freiholzen des Templiner Kanals und Bürokratie bei der Planung einer engen Westumfahrung an. Hans-Joachim Lischka, Stadtverordneter in Lychen, bezeichnete den Templiner Straßenverkehr zum überwiegenden Teil als hausgemacht. „Das Verkehrsverhalten vieler Bürger passt nicht zur Kurstadt“, sagte er. Die Templiner Stadtverordnete Birgit Bader hinterfragte die Planung von Biogas-Anlagen in zweifelhaften Größenordnungen. Dem schloss sich Lychens Bürgermeister Sven Klemckow mit der Forderung an, für erneuerbare Energien müsste eine Werteordnung neu definiert werden. Umweltpolitiker der Union und der SPD sind sich darüber einig, sagte Göppel, dass eine Gülleverwertung vor Ort stattfinden müsse.

Seit elf Jahren sind der Naturpark Uckermärkische Seen und die Fördervereine Kirche Alt Placht sowie Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft beim Tag der Erde als Partner dem Veranstaltungsort „Kirchlein im Grünen“ treu, erklärte der Teamleiter des Naturparks und Moderator Roland Resch. Und auch dieses Mal mit einem erlesenen musikalischen Ausklang. Das Billroth-Streichquartett aus Berlin begeisterte mit Werken von Schubert, Mozart und Vivaldi.