Bundestagsabgeordnete kämpfen für Tempo 130 auf Autobahnen

Südwestpresse Ulm vom 29.03.2007

Entschleunigen macht einsam
Er kämpft für Tempo 130 auf deutschen Autobahnen: Josef Göppel, der CSU-Bundestagsabgeordnete. Seine Fraktion sieht das nicht so gerne - und hat ihn ausgebremst.
Berlin - Josef Göppel ist Förster - da steht man öfter allein im Wald. So dürfte sich der CSU-Bundestagsabgeordnete im Moment auch fühlen. Denn seine Unionskollegen störte, dass der Umweltexperte gemeinsam mit den Parlamentariern Heidi Wright (SPD) und Reinhard Loske (Grüne) im Bundestag ein generelles Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf deutschen Autobahnen beantragen wollte. Wohlgemerkt wollte, denn die Initiative wurde schon im Ansatz gestoppt. Die Spitzen beider Koalitionsfraktionen erklärten flugs, der Antrag werde nicht weiterverfolgt.
Das wundert Göppels Mitstreiterin Wright. Viele Genossen hätten Unterstützung signalisiert. Die Verkehrspolitikerin will das Thema deshalb erneut auf den Tisch bringen. In der Umweltarbeitsgruppe ihrer Partei gebe es eine klare Mehrheit für die Geschwindigkeitsbegrenzung. „So weit bin ich leider noch nicht", bedauerte Göppel auf einer Diskussionsveranstaltung mit Vertretern von Polizei, der Deutschen Umwelthilfe und des Verkehrsclubs Deutschland in Berlin. Thema: „Die Zeit ist reif." Dafür hatte der Bayer sogar ein Essen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel sausen lassen.
Überrascht dürfte die CDU/CSU-Fraktion über den Alleingang ihres Mitglieds nicht sein. Denn 2004 stimmte der 56-jährige als einziger Unionsabgeordneter für das Gesetz über erneuerbare Energien der damaligen rot-grünen Regierung. Aufgeben will der 1994 mit dem „Grünen Oskar", dem Umweltpreis des Bayerischen Fernsehens, Ausgezeichnete nicht. Das „nicht gerade übliche" Vorgehen seiner Fraktion, „dass das Thema ernst genommen wird". Gründe für ein Tempolimit gebe es genug. Dränglern und Rasern werde der Garaus gemacht, der Verkehrsfluss verbessert und die Sicherheit erhöht. Die Entschleunigung erlaube es Älteren, am Straßenverkehr teilzunehmen. Geringerer Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß diene Ökonomie und Ökologie.
Dem Argument der Gegner, Tempo 130 würde der deutschen Autoindustrie schaden, hält Göppel die Exportquoten der Branche entgegen - und das, obwohl die USA und alle europäischen Nachbarländer keine freie Fahrt kennen.