Vier Abgeordnete gründen Zukunftssalon

tagesschau online vom 26.12.2006

So richtig gut kungeln kann man nur mit Gleichgesinnten. Doch was passiert, wenn sich diese über die Parteigrenzen hinweg finden? Beim Thema Klimaschutz hat dies großes Aufsehen erregt: Vier Politiker, vier Parteien, ein Ziel. Auf einmal wollten viele mitkungeln. Der Zukunftssalon war geboren.
Von Oliver Guenther, HR, ARD-Hauptstadtstudio
Es ist später Abend im Berliner Regierungsviertel. In Sitzungssaal 6.554 brennt noch Licht. Der Zukunftssalon tagt. Bei Wasser, Wein, Brot und Käse diskutieren rund zwei Dutzend Wissenschaftler, Vertreter von Umweltverbänden, aber auch Unternehmer über Klimaschutz. Vorne hören drei Politiker interessiert zu. Einer von ihnen ist Michael Kauch, der Umweltexperte der FDP. Der Zukunftssalon - die etwas andere Runde in der Hauptstadt.
"Das Besondere ist eben", so erklärt Kauch, "dass wir versuchen, Leute aus sehr unterschiedlichen Richtungen zusammenzubringen: aus der Wirtschaft, aus Umweltverbänden aus den Medien, aus der Wissenschaft. Leute, die ansonsten immer nur untereinander über Umwelt reden und nicht miteinander."
Zeichen setzen
Angefangen hat alles im September, als ein Papier großes Aufsehen erregte. Unter anderem mit der folgenden These: "Der Klimaschutz ist gefährlicher als bislang angenommen". Die Autoren waren vier Abgeordnete aus vier Parteien, aber mit einer gemeinsamen Meinung: In Sachen Klimaschutz muss was passieren. Neben Kauch gehört zu der Gruppe auch Josef Göppel. Der CSU-Umweltexperte ist ein ruhiger besonnener Mann, mit dem Papier aber wollte er ein Zeichen setzen. Göppel wollte aufwecken. "Es war einfach die Sorge, dass wir auf den Klimawandel nicht die richtigen politischen Antworten finden, vor allem nicht genug tun", sagt er.
Die Rechnung ging auf, die Resonanz war groß. Viele meldeten sich und wollten mitarbeiten. Die Idee des "Zukunftssalons" war geboren. Für Kauch ganz klar ein Erfolg, der ohne die ungewöhnliche Klimaschutz-Koalition nicht möglich gewesen wäre: "Das ist einfach so in unserer Mediengesellschaft, dass wenn eine Fraktion etwas voranbringt, dann wird das abgehakt nach dem Motto: Das macht die FDP oder das machen die Grünen oder die CDU. Aber hier wird wahrgenommen, dass sich Leute aus unterschiedlichen Richtungen zusammentun, und das ist etwas, mit dem man das Thema sicher besser transportieren kann."
Mehr als ein Debattierklub
Nicht zuletzt auch in die eigenen Partei. Denn Kauch, Göppel und Co. wollen nicht nur diskutieren - sie wollen auch politische Beschlüsse. Und auch hier spüren die Umweltexperten einen Wandel: In der Union zum Beispiel ist die Initiative von höchster Stelle abgesegnet. Auf diesem Weg soll es jetzt weiter gehen: "Es ist so, dass die Vier, die hier zusammengewirkt haben und eine Reihe anderer eine Speerspitze der Umweltpolitik im deutschen Bundestag bilden wollen", sagt Göppel.
Der "Zukunftssalon" wird also schon bald wieder tagen. Die Initiatoren überlegen schon, wen sie dann noch mit dazu holen können. Dann wird wieder bis spät am Abend das Licht brennen in einem der Sitzungssäle im Berliner Regierungsviertel.