Katastrophenvorsorge-Programm gefordert - Diskussion über Schutz vor Hochwasser beim Deutschen Landschaftspflegetag

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26.08.2002

Langenselbold - Die Flutkatastrophe im Osten Deutschlands hat der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) zum Anlass genommen, beim gemeinsam mit der Naturschutzakademie Hessen organisierten "Deutschen Landschaftspflegetag 2002" in Langenselbold ein umfassendes Katastrophenvorsorge-Programm zu fordern. Wesentlicher Bestandteil sollen nach dem Willen der beiden Interessenverbände unter anderem die Schaffung naturverträglicher Wasserrückhalteräume bereits an den Oberläufen der Gewässer sein. Ackerflächen in Hanglagen und in Talräumen sollten wieder in Grünflächen verwandelt werden. Eine Versiegelungsabgabe könnte dem Flächenverbrauch für Bauvorhaben auf der "grünen Wiese" entgegenwirken. Das dabei eingenommene Geld sollte zudem in die Finanzierung von Hochwasservorsorgemaßnahmen fließen.
Ursprünglich war für die drei Tage dauernde Veranstaltung, die jedes Jahr in einem anderen Ort stattfindet, die regionale Vermarktung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen als zentrales Thema ausgewählt worden. Angesichts der aktuellen Ereignisse ging Josef Göppel, Vorsitzender des DVL, zunächst jedoch auf die Konsequenzen aus der Jahrhundertflut ein. Demnach fordern die Landschaftsschützer unter anderem von der Europäischen Union über die unmittelbare Behebung der Schäden hinaus eine Anpassung der gesamten Agrar- und Strukturfondsmittel an den vorsorgenden Klimaschutz.
Auch wenn am Rande der Tagung die Flutkatastrophe und die notwendigen Konsequenzen aus Sicht der mit der Landschaftspflege befassten Fachleute das beherrschende Thema war, wie eine Teilnehmerin bestätigte, sorgten die Fachvorträge dafür, dass das eigentliche Motto "Nähe schafft Vertrauen" nicht völlig verdrängt wurde.
Erstmals bot sich in diesem Rahmen die Möglichkeit für Verbraucherschützer und Regionalinitiativen, miteinander über die regionale Vermarktung zu diskutieren. Gemeinsam mit dem Bundesverband der Verbraucherzentrale hat der DVL Strategien erarbeitet, wie die besondere Qualität solcher Erzeugnisse besser im Verbraucherbewusstsein zu verankern sind. Der Markt für regionale Qualitätsprodukte wachse, so Göppel, stetig, woran auch kleinere Rückschläge nichts änderten. Was sich aber nach Ansicht der Tagungsteilnehmer zeigte, ist, dass viele Regionalinitiativen mit den gleichen Problemen zu kämpfen hätten. Neben der fehlenden Professionalität ist es auch der geringe Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung, der die regionale Vermarktung der Produkte erschwert.
In fünf Fachforen diskutierten die rund 200 Tagungsteilnehmer, Vertreter der Landschaftspflege, Landwirtschaft und Verwaltungen. Konkrete Beispiele zur an zwei Tagen vorgetragenen Theorie boten die drei Exkursionen am letzten Tag der Veranstaltung. Dabei konnten die interessierten Teilnehmer unter anderem eines der bundesweit bedeutendsten Streuobstgebiete auf Maintaler Gemarkung erkunden.  Lesen Sie auch:  Hochwasserkatastrophe - was muss getan werden?