Wie geht man auf schwankendem Boden?

Gedanken von Josef Göppel zur US-Wahl

Berlin, 11. November 2016 – Mein erstes Gefühl am Mittwochmorgen war - der Boden wankt. Was trägt da noch? 

Bei Licht betrachtet geht es um ein Ringen zwischen zwei Geisteshaltungen: Abschottung und Bewahrung alter Wirtschaftsstrukturen gegen Offenheit und technologischen Wandel. 

Bezeichnend ist der schnelle Kursanstieg von Bank- und Rüstungsaktien. Bezeichnend auch die Großspenden von Konzernen dieser Sektoren für den Trump-Wahlkampf über "Political action committees" oder jene des "Selbsthilfenetzwerks Coordination gegen BASF-Gefahren" mit 555.000 US$. 

Frau Le Pen freut sich darauf, "jetzt eine neue Welt zu bauen". All diese Kräfte werden in Wirklichkeit die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnen und die Gegensätze zwischen Ländern und Religionen verschärfen. Das Erwachen all derer, die ihre Hoffnungen in die vermeintlichen "Aufräumer" setzen und ihnen mit ihrer Stimme eine Mehrheit verschaffen, wird bitter sein.

Deutschland wirkt in der Welt von Stimmungen und Bauchentscheidungen mit seiner abwägenden Kanzlerin und der florierenden Wirtschaft wie eine Insel der Verläßlichkeit. Die Auseinandersetzung zwischen Strukturbewahrern und ökosozialen Erneuerern findet allerdings auch innerhalb der deutschen Parteien statt wie das Gezerre um den Klimaschutzplan zeigt.

Die nationalistischen Heilspropheten und Verteidiger der fossil-atomaren Energien haben jedoch ein Problem: Ihre Ideologie passt nicht mehr mit der Technik des 21. Jahrhunderts zusammen. 

Das Internet führt allen vor Augen, wie ein kleiner Teil der Erdbevölkerung lebt. Abschottung der Informationen gibt es nicht mehr. Offenheit verlangt in dieser Situation aktive Hilfe zu Lebensperspektiven in den Ländern des Südens und vorübergehenden Schutz für Flüchtlinge bei uns. Das ist etwas ganz anderes als die geschürte Angst vor großen Bevölkerungsverschiebungen glauben machen will.

Erneuerbare Energien sind lokal anwendbar und gleichzeitig über das Internet global vernetzbar. Kriege um Sonne und Wind lohnen sich nicht. Kein Wunder, daß der militärisch-industrielle Komplex um seine Geschäfte fürchtet. Das Trump'sche Denken in Abschottung und Ausbau militärischer Stärke ist technologisch zum Scheitern verurteilt, doch bis das alle merken, kann es viel Leid über die kommende Generation bringen.

Artikel vom: 25.11.2016 11:15