Warum steigt der Strompreis?

Erneuerbare Energien nicht der Preistreiber

Berlin, 25. Oktober 2011 – Die Haushaltsstrompreise werden im kommenden Jahr steigen. Wichtigster Kostentreiber sind höhere Netzentgelte, die nach einem Gerichtsurteil aus dem Juni 2011 zulässig sind. Viele Netzbetreiber haben deshalb angekündigt, die Durchleitung von Strom um mehr als 10% zu verteuern. Dies wird letztlich auch auf die Endkundenpreise durchschlagen.

Die Netzentgelte werden seit einigen Jahren durch die Bundesnetzagentur geprüft und begrenzt. Der Bundesgerichtshof hatte im Sommer entschieden, dass dabei ein Teil der Kosten der Netzbetreiber nicht richtig berücksichtigt wurden. Die Regelungslücke nutzen die Unternehmen nun für einen kräftigen Preisaufschlag im kommenden Jahr. Die Bundesregierung reagiert mit einer Anpassung der Rechtsgrundlagen. Die neuen Regeln sollen im Februar kommenden Jahres in Kraft treten, können aber erst 2013 zu sinkenden Netzentgelten führen. MdB Josef Göppel meint dazu: „Die Netzbetreiber müssen nachweisen, dass sie die Zusatzentgelte wirklich in die Verteilnetze investieren, um erneuerbaren Strom aufzunehmen.“

Umlage für die Förderung erneuerbarer Energien bleibt stabil

Die Erneuerbaren Energien konnten im ersten Halbjahr 2011 ihren Anteil am Stromverbrauch von 17% auf über 20% steigern. Dennoch bleibt die EEG-Umlage 2012 stabil. Nach Angaben der vier Übertragungsnetzbetreiber wird sich die EEG-Umlage für 2012 mit 3,59 Cent/Kilowattstunde (ct/kWh) gegenüber dem heutigen Wert von 3,53 ct/kWh kaum verändern.

Über die EEG-Umlage finanzieren die Stromverbraucher den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Stromsektor. Für rund 650 Unternehmen mit einem jährlichen Mindeststromverbrauch von 100 Gigawattstunden (GWh) ist die EEG-Umlage jedoch gedeckelt. Sie zahlen im niedrigsten Fall lediglich 0,05 Cent pro Kilowattstunde Strom. Die Strommenge, die dieser Regelung unterliegt, wird von den Übertragungsnetzbetreibern in diesem Jahr auf 74 Terawattstunden (TWh) beziffert. Für das kommende Jahr gehen die Netzbetreiber sogar von 84 TWh und damit mehr als 10% des Stromverbrauchs aus, die weitgehend von der Umlage befreit sind. Allein diese zusätzlichen 10 TWh erhöhen die EEG-Umlage für alle anderen Verbraucher um 0,1 Cent pro Kilowattstunde.

Industrielle Großverbraucher sparen damit sogar Energiekosten. Denn wenn viel Wind weht oder die Sonne scheint, senkt dieses Stromangebot den Börsenpreis. In einer Studie schätzt die TU Berlin, dass durch diesen Effekt die Börsenpreise im Jahr 2010 in der Summe um 1,8 Milliarden Euro niedriger lagen als bei einem rein konventionellen Kraftwerkspark.

Ab 2013 wird die Zahl privilegierter Unternehmen ausgeweitet: Das neue EEG senkt den Mindeststromverbrauch, um in den Genuss der gedeckelten Umlage zu kommen von 100 Gigawattstunden auf 10 Gigawattstunden pro Jahr. Die Mehrkosten für die übrigen Stromverbraucher werden auf zwischen 300 und 500 Millionen Euro geschätzt.

MdB Josef Göppel fordert deshalb,  die Senkung der Strompreise an der Börse Leipzig durch die erneuerbaren Energien bei der Festsetzung der EEG-Umlage künftig dagegen zu rechnen.

Artikel vom: 26.10.2011 10:58