Runder Tisch Alleen im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

Eichenallee in der Lausitz, Brandenburg

Eichenallee in der Lausitz, Brandenburg

Berlin, 22.9.2015 

Auf Initiative von Josef Göppel MdB fand im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) der erste „Runde Tisch Alleen“ statt. Das Arbeitstreffen mit der Verwaltung diente dem Austausch zwischen Verkehrsexperten, Versicherungswirtschaft und Umweltverbänden. 


Josef Göppel richtete einen Forderungskatalog mit folgenden Punkten an das Bundesverkehrs¬ministerium, um den Baumschutz in den technischen Vorschriften der Straßenbauämter stärker zu gewichten:

1. Alleebäumen im Schutzraum ist die gleiche Wertigkeit wie technischen Hindernissen (Masten, Pfeiler usw.) zu geben.

2. Eine angepasste Fahrweise ist vermehrt durch Geschwindigkeitsbegrenzungen außerorts herbeizuführen (Beispiel Brandenburger Landstraßenerlass).

3. An Gefahrenstellen sind stationäre Radarstationen anzubringen. Sie senken die Abkommenswahrscheinlichkeit von Fahrzeugen signifikant.

4. Der Seitenabstand von Neupflanzungen muss flexibel nach den örtlichen Verhältnissen festgelegt werden. Was als absoluter Schutzraum anzusehen ist, hängt auch von der Gestaltung des Straßenbanketts ab. Vielfach kann die kinetische Energie von der Fahrbahn abkommender Fahrzeuge durch einen Graben oder die Böschung abgefangen werden.

5. Das Anbringen von Schutzeinrichtungen muss generell Vorrang vor Baumfällungen bekommen. Das Entfernen von Gehölzen darf nur als letztes Mittel zulässig sein, wenn die Verkehrssicherheit nicht auf andere Weise gewährleistet werden kann. Bei der Anbringung von Schutzeinrichtungen darf der Wurzelbereich der Bäume nicht verletzt werden. Sind Leitplanken vorhanden, sollen die Baumreihen flächensparend so entlang der Straße gepflanzt werden, dass sie diese beschatten und gegen Verwehungen wirken.

6. Nachpflanzungen sind in die Linie der Altbäume zu setzen. Sie gelten grundsätzlich nicht als Neupflanzungen. Für alle Pflanzungen ist eine verbindliche Kontrolle einzuführen.

7. Wir bitten die Straßenbauverwaltungen, eine bundesweite Kartierung von Alleebäumen zu unterstützen.

8. Daraus sollen Alleenmanagementkonzepte entstehen, an denen neben der Straßenbauverwaltung auch Umweltverbände mitarbeiten.

9. Bundesländer sind bei der Einführung von Qualitätssicherungssystemen für die Pflanzung und Pflege von Straßenbäumen zu unterstützen (Vorbild Brandenburg). 

10. Wir fordern, ausreichende Mittel für die Pflege von Straßengehölzen in die Haushalte einzuplanen. Die Mittelzuweisungen an die Straßenbauämter für die Unterhaltung von Bundesstraßen müssen dem Umfang des jeweiligen Baumbestandes entsprechen.

11. Wir bitten darum, neue Forschungsvorhaben zu Unfallursachen in Auftrag zu geben. Untersuchungen deuten an, dass die Alleendichte nicht ausschlaggebend ist. Es sollte auch die positive Wirkung von Alleen auf die Verkehrssicherheit untersucht werden.

12. Initiativen zur Ergänzung von Alleen sollen bundesweit auch mit Drittmitteln gefördert werden (z.B. Naturschutzfonds der Länder, Deutsche Bundesstiftung Umwelt).

 

Als Ergebnis des Runden Tischs Alleen wurde ein klarstellendes Rundschreiben des Verkehrsministeriums an die Obersten Baubehörden der Länder vereinbart. Darin wird erneut auf die Grenzen der Anwendungsempfehlungen aus der „Richtlinie für Passive Schutzeinrichtungen an Straßen“ (RPS 2009) sowie den „Empfehlungen zum Schutz vor Unfällen mit Aufprall auf Bäume“ (ESAB 2006) hingewiesen. Es wird also zunächst an einer landschaftsverträglicheren Umsetzung der Regelungen in der Praxis gearbeitet.

Die Straße der Zukunft muss vielfältige Funktionen erfüllen. Extreme Wetterereignisse werden zunehmen, der Nutzungsdruck steigt. Da sich Fläche nicht vermehren lässt, ist Multifunktionalität gefragt. Moderne Verkehrswege müssen mehr leisten als nur schnelle Verbindungswege. 

Als wesentliche Mobilitätsadern sind Straßen auch immer Teil der Kulturlandschaft. Sie haben nicht nur die Aufgabe Orte zu vernetzen, sie können gleichzeitig entlang ihrer Trassen zukunftsnotwendige Infrastruktur bündeln. Energieübertragungswege und die sogenannte „Grüne Infrastruktur“ sichern unsere Lebensgrundlagen und unseren Wohlstand. Gehölze an Straßen gewährleisten die landschaftliche Einbindung, eine natürliche Beschattung, sind Windschutz und ein Beitrag zur Biodiversität. Bäume übernehmen damit auch an Straßen wichtige Funktionen und dürfen nicht nur als Kostentreiber für Pflegemaßnahmen oder Hindernis betrachtet werden. 

Ein Bündnis unter Beteiligung der Schutz¬gemeinschaft Deutscher Wald, des Vereins Deutsche Alleenstraße, der Alleen¬schutzgemeinschaft, dem Deutschen Verband für Landschaftspflege und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland veranstaltet zum „Tag der Allee“ deutschlandweit Pflanzungen, um das Kulturgut Alleen wieder stärker in die öffentliche Aufmerksamkeit zu rücken.

 

Nachfolgend hierzu einige beispielhafte Termine

Samstag, 10. Oktober 2015 „Tour d‘ Allee“ Bergen auf Rügen, Mecklenburg-Vorpommern

Freitag, 16. Oktober 2015, 14:00 Uhr an der B 13 zwischen Rothenstein und Landkreisgrenze Weißenburg/Eichstätt (Mittelfranken) mit dem Bayerischen Innenminister Joachim Herrmann

Dienstag, 3. November 2015, 11:00 Uhr 100 Bäume für die Deutsche Alleenstraße bei Alzey an der L409, Rheinhessen-Pfalz

Mittwoch, 4. November 2015 Alleentag in Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern 

Artikel vom: 09.09.2015 11:52