Lebt die Atomenergie wieder auf?

Josef Göppel zu FAS-Artikel: "Sammelsurium von Behauptungen"

Herrieden, 19. Mai 2015 - In der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung trat am 17. Mai 2015 Winand von Petersdorff unter dem Titel "Atomkraft? Ja, bitte!" für einen Wiedereinstieg in die Kernenergie ein. 

Hier finden Sie den Artikel. 

Josef Göppel bewertet die Argumente von Herrn von Petersdorff folgendermaßen:

1.       Deutsche Politik präsentiert als wahre Lösung die Energiewende – dafür hat das Land einen hohen Mrd.-Betrag investiert.

Das stimmt. Die deutsche Bevölkerung hat damit aber einen Technologieschub finanziert, der durch gesunkene Preise nun den vom Autor bemitleideten Entwicklungsländern zu Gute kommt.

2.       Emissionen in Europa wurden durch die Energiewende nicht gesenkt, weil sie den Preis für die Emissionszertifikate gedrückt hat.

 

Der Autor gibt damit selbst zu, dass die Energiewende den Ausstoß der Klimagase senkte, sonst wäre es nicht zum Preisverfall der Zertifikate gekommen. Letzteres hat seine Ursache allerdings in einem politischen Konstruktionsfehler des Emissionshandels. Zertifikate, die durch bessere Technik frei werden, muss die Politik in Zukunft vom Markt nehmen.

Zu den Zahlen: Erneuerbare Energien haben einen CO2-Minderungsfaktor von 0,95 kg CO2/kWh. Erneuerbare Energien erbringen inzwischen in Deutschland 100 Mrd. kWh/Jahr. Das ergibt eine jährliche Klimagasminderung von 95 Mio. Tonnen (von 860 auf jetzt 765 Mio. Tonnen/Jahr).

3.       Erneuerbare Energien verbrauchen zu viel Land (100 000 ha in Vergleich zu 175 ha bei Atomkraft).

 

Ein Windrad benötigt nach Abschluss der Baumaßnahme eine befestigte Fläche von 30 x 50 Metern (1.500 m²). Bei z.Zt. 25.000 Windrädern sind das 3.750 Hektar.

Solarflächen werden heute nicht mehr mit Betonfundamenten, sondern auf Stahlschrauben befestigt. Die natürliche Bodenschichtung bleibt so unversehrt erhalten. Unter den Solarpanelen entwickelt sich Flora und Fauna zu größerem Artenreichtum als auf landwirtschaftlichen Flächen. Die Anlagen sind komplett rückbaubar.

Um Fukushima hat die japanische Regierung einen 30 km-Radius der absoluten Unbewohnbarkeit ziehen müssen. Diese Fläche ergibt 282.600 ha um ein havariertes Atomkraftwerk.

4.       Zu den Kosten des neuen britischen Kernkraftwerks Hinkley Point C

 

Dieses neue Kernkraftwerk soll eine garantierte Vergütung von 12,8 ct/kWh plus Inflationsausgleich für 35 Jahre erhalten! Die erste Solarzellenausschreibung in Deutschland hat einen Preis von 9,2 Ct/kWh erbracht. Neue Windräder bekommen in Deutschland eine Vergütung von unter 9 Ct/kWh.

5.       „Für eine abgasfreie Energieversorgung gibt es eine Lösung. Die heißt Atomkraft. Die Regierung sollte viel Geld locker machen, um neue Reaktoren zu entwickeln.“

 

Aktuell geben die EU-Länder in der Energieforschung 30 Mrd. €/Jahr für die Erneuerbare aus, 35 Mrd. für Kernkraftforschung!

Es gibt nirgends einen Ansatzpunkt für sichere inhärente Reaktoren. Auch in der Fusionsforschung scheitert die praktische Umsetzung nach wie vor an der fehlenden Wandstabilität des Reaktors.

6.       „Selbst der Atommüll wird beherrschbar“.

 

Die Wiederaufarbeitung abgebrannter Kernbrennstäbe macht aus 235Uran 237+238Plutonium, das schwerste und extrem spaltgefährliche Element.

Die Behauptung, der Atommüll wird beherrschbar, ist weltweit nirgends belegt. Das gilt auch für die immer wieder behauptete Verkürzung der riesigen Abklingzeiträume.

Fazit: Winand Petersdorff tischt ein Sammelsurium von Behauptungen auf, die an keiner Stelle der Nachprüfung standhalten. Eine Schande für eine traditionsreiche Zeitung!

Artikel vom: 22.03.2015 13:26