Keine Stromlücke, aber eine Handlungslücke

Wissenschaftler und Politiker stellen sich gegen Kernkraft- und Kohlekampagne

Berlin, 30. April 2008 - Die Deutsche Energie-Agentur behauptet in einer von RWE und Vattenfall finanzierten Studie, ohne Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke und neue Kohlekraftwerke könnte in Deutschland ein Versorgungsengpaß drohen. Josef Göppel wendet sich mit Energieexperten aus Wissenschaft und Politik in einem gemeinsamen Aufruf gegen diese Kampagne.

Hier können Sie sich einen Beitrag der ARD mit einem Interview von Josef Göppel zu diesem Thema ansehen.

Die wichtigsten Punkte des Aufrufs (den vollständigen Text finden Sie hier):

Die Studie der Deutschen Energieagentur (dena) berücksichtigt nicht alle Maßnahmen des deutschen Energie- und Klimaprogramms. Das Umweltbundesamt hat die Vereinbarkeit von Klimaschutz, Atomausstieg und Versorgungssicherheit in einer aktuellen Studie belegt.

Hinter der Debatte über die Stromlücke stehen zwei unterschiedliche Konzepte über die Zukunft der Stromversorgung:

- Zum einen der Pfad, der die bisherige Strombereitstellung fortschreibt und weiter auf die Nutzung von Kohle, Gas, Erdöl und Atomkraft in Großkraftwerken setzt. Damit sind weder der Klimaschutz noch eine kostengünstige Versorgung erreichbar.

- Zum anderen das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung, dass die Weichen in Richtung auf eine grundlegende Neuorientierung in Wirtschaft und Gesellschaft bis 2020 stellt: Der Stromverbrauch wird durch effizientere Technik um mindestens 11 Prozent gesenkt. Allein durch die Nutzung der effizientesten Haushaltsgeräte können in Deutschland sieben Großkraftwerke „weggespart" werden. Der Anteil der Kraft-Wärme-Kopplung steigt von heute 10,5 auf 25 Prozent. In den skandinavischen Ländern und Niederlanden liegt der Anteil von Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung heute schon deutlich höher. Die erneuerbaren Energien tragen 30 Prozent zur Stromversorgung bei. Im Februar 2008 erreichte der Anteil bereits 18 Prozent gegenüber 6 Prozent noch im Jahr 2000.

Fazit: Für eine sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Stromnutzung und Stromversorgung in Deutschland fehlen nicht die technischen Möglichkeiten. Sie sind seit vielen Jahren bekannt. Was fehlt, sind der Mut und die Bereitschaft, sie auch im Interesse von Wirtschaft, Beschäftigung und Klimaschutz zu nutzen.

Artikel vom: 30.04.2008 15:08