Großes Interesse an regionaler Stromvermarktung

Kleinerzeuger gründen Genossenschaft für Versorgung der Großstadt

Unterschwaningen, 15. Mai 2014 – Der Saal war mit 150 Personen überfüllt, als die Informationsversammlung am Sitz der Entwicklungsgesellschaft Hesselberg zur Gründung einer regionalen Energievermarktungsgenossenschaft begann. Am Schluss stand die feste Absicht aller Beteiligten bis Ende Juli das konkrete Geschäftsmodell, die Satzung und das Personaltableau auszuarbeiten, um dann formell starten zu können.

Das Konzept

Die Grundidee der Regionalvermarktung besteht darin, Stromüberschüsse aus dem ländlichen Raum direkt in die benachbarte Großstadt zu liefern, in diesem Fall die mittelfränkische Städteachse Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach. Damit sollen die Kleinerzeuger im ländlichen Ring um Nürnberg auch nach  dem Auslaufen der EEG-Vergütung noch einen auskömmlichen Preis bekommen. Die Kunden in der Großstadt profitieren durch niedrigere Netzgebühren, weil der regionale Stromaustausch innerhalb des Nieder- und Mittelspannungsnetzes bleibt. Die Energievermarktungsgenossenschaft hat die Aufgabe, das Angebot der 25.000 Kleinerzeuger im Westen Nürnbergs zu bündeln und daraus ein marktfähiges Angebot zu formen. Initiator Josef Göppel sieht darin „eine neue Stadt – Land -Partnerschaft, weil beide Seiten langfristig tragende wirtschaftliche Vorteile haben“.

Das Konzept der regionalen Direktvermarktung nähert das kaufmännische Geschehen dem physikalischen Verlauf der Stromversorgung an. Diplom Volkswirt Robert Spanheimer, der die Geschäftsidee im Detail vorstellte, wies darauf hin, dass der Strom physikalisch von seinem Erzeugungsort direkt in die nächstgelegene Verbrauchsstelle fließe. Die sogenannte Direktvermarktung nach dem EEG- Entwurf bringe den Strom kaufmännisch aber weiterhin an den Spotmarkt der Leipziger Börse. Dieses System unterstelle auch, dass er auf dem Weg zum Endkunden alle Ebenen des deutschen Stromnetzes durchlaufe. Das sei eine Irreführung der Verbraucher. Die neue Genossenschaft wolle dagegen in einer echten Direktvermarktung von den Erzeugern zu den Endverbrauchern den tatsächlichen Stromfluss abbilden. Besonders wichtig ist den Initiatoren die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken. Deshalb soll die konkrete Geschäftstätigkeit im engen Verbund mit der Gemeinschaft fränkischer Elektrizitätswerke erfolgen. Darin sind 35 kleinere Stadtwerke zusammengeschlossen.

Spanheimer berichtete, dass zum 01.01.2013 in der Region Westmittelfranken 25.000 Anlagen mit einer installierten Leistung von 1 GW bestanden, die 1.600 GWh erzeugt hätten. Das sei bereits eine interessante Größenordnung für den Stromverbrauch von 5.100 GWh in der mittelfränkischen Städteachse.

Die Erwartungen der Großstadt

Mit Spannung wurde an dieser Stelle der Standpunkt des Nürnberger Umweltreferenten Dr. Peter Pluschke erwartet. Er berichtete zunächst, dass die Stadt Nürnberg in mehrjähriger Arbeit eine wissenschaftlich fundierte Energie-Effizienzstrategie Nürnberg 2050 erstellt habe. Beim Strom erwarte man einen auf bis zu 50 % des Nürnberger Stromverbrauchs aufwachsenden Anteil aus dem Umland. „Ihr Angebot und unsere Erwartungen treffen sich“, so Pluschke.

Wolfdieter von Trotha, Gründungsberater des Genossenschaftsverbandes Bayern, stellte die weiteren Schritte bis zur formellen Genossenschaftsgründung vor. In der Sache positionierte er sich bereits eindeutig: „Gemeinsame Vermarktung gehört zur Uridee der Genossenschaften“ 

In der Diskussion bestärkten alle Redner den Initiatorenkreis, rasch weiter voranzugehen. 107 Teilnehmer erklärten auch schriftlich ihre Bereitschaft, der Genossenschaft beizutreten.

MdB, Josef Göppel ging schließlich noch einmal auf die politische Absicht ein, die hinter der Initiative stehe: „Die direkte Wertschöpfung vieler Menschen aus der Energiewende führt zu einem bewussteren Umgang mit Energie. Der Strom bekommt ein Gesicht: seine Quelle, sein Erzeugungsort und der Handelsweg werden sichtbar; genauso wie heute auch nach Erzeugungsbedingungen von Kleidungsstücken gefragt wird. Die Vermarktungsgenossenschaft will den Menschen in der Großstadt ein faires Produkt liefern!“ Der „Franken-Regionalstrom“ könne dafür ein Beispiel werden.

Wenn Sie in den Verteiler für künftige Informationen zur Regionalenergiegenossenschaft aufgenommen werden wollen, schreiben Sie bitte eine Email an info(at)region-hesselberg.de.

Den Redetext von Josef Göppel finden Sie hier. 

 

Artikel vom: 15.04.2014 11:56