Göppel gegen generelle Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke

Kernkraft kein Ausweg für Wärme- und Treibstoffversorgung

Herrieden, 18. Juli 2008 - Die steigenden Energiepreise haben eine neue Kernkraftdebatte ausgelöst. Politiker der CDU/CSU fordern eine Abkehr vom Atomausstieg und erhoffen sich von längeren Laufzeiten eine Stabilisierung der Strompreise. Den Stromkonzernen entstünden durch den Weiterbetrieb enorme Zusatzgewinne. Die Union will diese Gewinne in einem Fonds sammeln, aus dem die Entwicklung erneuerbarer Energien und eine Entlastung der Stromkunden finanziert werden. Auch SPD-Politiker schlagen vor, die vorhandenen Kernkraftwerke länger zu nutzen. Sie wollen dafür aber den Neubau von Kraftwerken im Grundgesetz verbieten.

MdB Josef Göppel bleibt skeptisch: "Ich befürchte, dass ein genereller Beschluss zur Laufzeitverlängerung Einsparbemühungen und Entwicklung der erneuerbaren Energien verschleppen würde." Man könne über konkrete Verlängerungen bei einzelnen Kernkraftwerken "gegen klare Zusagen über die Verwendung der Einnahmen" reden, wenn die jeweilige Entscheidung anstehe.

Göppel lehnt den Neubau von Atomkraftwerken aber klar ab: "Mehr Kernkraft ist ein Scheinausweg, da Wärme- und Treibstoffversorgung nicht gelöst werden." Außerdem bleibe immer das Risiko eines Atomunfalls. Laut einer Studie des Bundeswirtschaftsministeriums könnten die Schäden eines Atomunfalls bis zu 5500 Milliarden Euro betragen. Die Deckungsvorsorge eines Atomkraftwerks liege aber nur bei 2,5 Milliarden. Mit einer angemessenen Produkthaftpflichtversicherung wäre Atomstrom unwirtschaftlich.

Immer noch ungelöst sei auch die Frage der Endlagerung des Atommülls. Bisher gebe es noch keine überzeugende Antwort auf die Frage, wie strahlender Müll über mehrere hunderttausend Jahre ohne Gefahr für die in der Umgebung lebenden Menschen gelagert werden könne.

Eine Verlängerung der Laufzeiten einzelner Atomkraftwerke kann sich auch der ehemalige Leiter der UN-Umweltorganisation und frühere Umweltminister Klaus Töpfer vorstellen. Ähnlich wie Göppel gibt er aber in einem „Spiegel"-Interview die enormen Risiken zu Bedenken: „Das Risiko, dass nukleares Material in falsche Hände geraten könnte, wird oft unterschätzt. Das ist mein Hauptargument gegen die Kernenergie."

Artikel vom: 01.10.2009 10:19