Energiewende in Bayern


Diskussion reißt nicht ab

Herrieden, 20. Januar 2014 - Täglich wenden sich Bürger mit E-mails an Josef Göppel für und wider die Energiewende. Hier im Anschluss finden Sie das Plädoyer eines Bürgers, der sich seit 30 Jahren in der CSU engagiert.

Sehr geehrter Herr Bundestagsabgeordneter,

die 360-Grad-Kehrtwende in Sachen Energiewende in Bayern macht mich immer noch fassungslos und lässt mich zweifeln, ob die CSU, in der ich mich nun seit fast 30 Jahren engagiere, noch meine Partei ist. Beruflich hat mich in den beiden vergangenen Jahren das Windkraftgutachten für den Naturpark Altmühltal stark beschäftigt, in dem wir mit unseren Partnern - wie ich meine - ein vorzeigbares Konzept erarbeitet haben, das Landschafts­schutz und Windkraftnutzung gut in Einklang bringt. Jetzt soll dieses Konzept schon wieder Makulatur sein?
 
Ich kann nicht verstehen, dass jetzt der Erhalt unserer schönen bayerischen Landschaft und der angebliche bessere Schutz der Bürger vor Lärm als Gründe vorgeschoben werden, die Windkraft in Bayern komplett zu stoppen. Bei neuen Straßen, großflächigen Einkaufszentren oder der landschaftsfressenden Zersiedelung unserer Metropolräume höre ich von der CSU in diesem Zusammenhang zumeist gar nichts oder allenfalls Sonntagsreden.

Dem Koalitionsvertrag ist zu entnehmen,  dass die Vergütungssätze für Windenergieanlagen an Land gekürzt werden sollen. Im Binnenland sollen nur noch Windräder gefördert werden, die auf einen Windertrag von 75 bis 80 Prozent kommen. Ist so etwas überhaupt rechtlich zulässig (Gleichbehandlungsgrundsatz)?

Über die Gemeinschaft bzw. das EEG und die gesicherte Einspeisevergütung werden ja nur die eingespeisten Kilowattstunden vergütet. Warum bestraft man dann diejenigen (z.B. Bürgerwindgenossenschaften), die - oft aus Idealismus - auf Maximalrenditen verzichten und Windräder im Binnenland bauen? Den Stromverbraucher kostet es keinen Cent mehr, wenn er über seine EEG-Umlage den Strom aus Windkraft im Binnenland fördert.
 
Dafür fördert man künftig verstärkt Windkraftanlagen an den Starkwindstandorten an den Küsten, wo ohnehin schon zuviel Windstrom anfällt, der dann teuer über Leitungen in die weit entfernten Industriezentren geleitet werden muss. Es sollte die Entfernung der Windkraftanlagen zu den Zentren des Verbrauchs und damit der Leitungsaufwand bzw. die Leitungsverluste mit berücksichtigt werden. Vielleicht haben dann auch wieder Windräder im Binnenland und damit die Energiewende im Binnenland eine Chance!
 
Andernfalls befürchte ich, dass am Ende des Jahrzehnts zwar Speichermöglichkeiten für volatilen Ökostrom zur Verfügung stehen, diese aber nicht gebraucht werden, weil wir den Ausbau der Windkraft und der Photovoltaik 2014 abgewürgt und dafür neue bzw. runderneurte Kohlekraftwerke sowie überdimensonierte Stromtrassen in der Landschaft stehen haben.

Mit besten Grüßen

Artikel vom: 28.01.2014 15:31