CSU-Umweltexperte Göppel: Die FDP kann zu neuen Energien nicht Nein sagen

NZ vom 06. Oktober 2009

Nürnberg – Fällt die Umweltpolitik bei den Koalitionsgesprächen unter den Tisch? NZ-Redakteur Rolf Syrigos sprach darüber mit dem CSU-Bundestagsabgeordneten Josef Göppel.

NZ: Herr Göppel, die FDP will offenbar bisherige Umweltstandards kippen und in der Energiepolitik die Wende hin zu mehr Atomstrom anstreben. Geht das mit der Union?

Göppel: Die Ankündigungen der FDP im Wahlkampf sind ein Problem. Ich gehe aber davon aus, dass wir „mehr Union“ in der Regierung durchsetzen werden, als in der Großen Koalition. Es wird daher in der Energiepolitik keinen Rückmarsch geben.

NZ: Angesichts des FDP-Wahlergebnisses und des Selbstbewusstseins der Liberalen: Ist das nicht blauäugig?

Göppel: Ich lehne eine generelle Laufzeitverlängerung von Atom- und Kohlekraftwerken vor allem deshalb ab, weil in Großkraftwerken die Abwärme nicht verwertet werden kann, während wir in kleinen Kraftwerken Strom und Wärme gleichzeitig erzeugen und sinnvoll nutzen können.

NZ: Sie müssen also in den Koalitionsgesprächen viel Überzeugungsarbeit leisten?

Göppel: Die FDP kann gar nicht anders, als den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern, wenn sie ihre eigene Mittelstandspolitik ernst nimmt. Denn die dezentrale Energieversorgung schafft bei Mittelstand und Handwerk zusätzliche Arbeitsplätze. Beim Atomkraftwerk bekommt der örtliche Handwerker dagegen keinen Auftrag.

NZ: In der Automobilindustrie scheint es ja Ansätze von Umdenken zu geben. Sind das ernstzunehmende Pläne?

Göppel: Offenbar gibt es bei VW ein Umdenken, denn die Entwicklungsgesellschaft von VW und dem Ökostromanbieter Lichtblick hat das Ziel, Blockheizkraftwerke in der Größe eines Kühlschranks zu bauen. Diese passen in den Keller eines jeden Einfamilienhauses und erzeugen gleichzeitig Strom und Wärme.

NZ: Was tut die neue Bundesregierung für die Umweltalternative Schiene?

Göppel: Auch hier möchte ich die FDP beim Wort nehmen: Vertreter des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs müssen daran interessiert sein, dass gleiche Bedingungen herrschen. Es kann nicht sein, dass die Bahn für ihren Kraftstoff Steuern bezahlt und die Luftfahrt nicht!

Artikel vom: 08.10.2009 12:13