Bewahrt die Mannigfaltigkeit!

Buchbeitrag für UNESCO-Projekt Man and Biosphere

Das Deutsche Nationalkomitee des UNESCO - Programms MAN AND BIOSPHERE veröffentlichte im Herbst 2003 ein Buch über den Stand des Naturschutzes und der Landschaftsplege in Deutschland. MdB Josef Göppel hat dafür als Vorsitzender des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege das Kapitel "Landschaftspflege in der Praxis" geschrieben. Der Text gibt einen guten Überblick über den aktuellen Stand der Diskussion auf dem Gebiet der Landschaftspflege und Regionalentwicklung.

Bei Klassikern wie Alwin Seifert oder Hermann Meusel ist der Begriff Landschaftspflege sehr stark naturschutzorientiert. Bewahrt die Mannigfaltigkeit hieß Meusels Mahnung, als er hochbetagt an der Gründung des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege teilnahm. Er hatte dabei die Mannigfaltigkeit alles pflanzlichen und tierischen Lebens sowie der Landschaftsformen im Blick.

In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts tauchten plötzlich neue Töne auf. Der Ölpreisschock von 1973 setzte vor allem in den Alpenländern Österreich und Schweiz eine Diskussion über regionale Rohstoff- und Energiequellen in Gang. 1978 griff das österreichische Bundeskanzleramt den Gedanken mit einem Förderprogramm für eigenständige Regionalentwicklung auf. In Deutschland waren es Mitarbeiter der Gesamthochschule Kassel und der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, die die ersten Regionalkonzepte entwickelten. 1984 legte Hessen ein ländliches Regionalprogramm auf, das sich als erstes deutsches Förderkonzept an einer eigenständigen Regionalentwicklung orientierte. Mitte der achtziger Jahre gründeten sich in Bayern die ersten Landschaftspflegeverbände als regionale Aktionsbündnisse von Landwirten, Naturschützern und Kommunalpolitikern.

Die rasche Ausbreitung dieser neuen Organisationsform ist wohl wesentlich auf die Beobachtung zurück zu führen, dass Investitionsneigung und attraktive Landschaften einen engen Zusammenhang aufweisen. In der Tat zeigte sich unter dem Wettbewerbsdruck des damals herannahenden europäischen Binnenmarktes eine klare Präferenz der Investoren für Regionen mit hohem Freizeitwert und unverwechselbarem kulturellem Gebietscharakter. Übernutzte Landstriche, aber auch Räume mit Verödungsmerkmalen fielen dagegen im Regionalwettbewerb zurück. So gewann die Landschaftspflege einen ganz neuen Stellenwert. Sie rückte vom Nischenziel zum Standortfaktor auf und entschied von nun an über den gesamtwirtschaftlichen Erfolg einer Region mit.

Die Idee einer eigenständigen Regionalentwicklung veränderte auch in einem weiteren Punkt das Denken vieler Menschen in den sogenannten benachteiligten Regionen. Sie wollten nicht mehr Objekt staatlicher Subventionspolitik von oben sein, sondern eine von unten und von innen heraus selbst gesteuerte aktive Einheit. Nicht mehr kurzfristige Beschäftigungseffekte durch die Ansiedlung außenbestimmter Niedriglohnbetriebe waren nun das Ziel. Man wollte vielmehr mit modernisierten einheimischen Betrieben die regionale Wirtschaft stärken und so weit wie möglich regionale Wirtschaftskreisläufe in Gang setzen.

Schließlich kam dem verbreiterten neuen Ansatz die Bewegung zu mehr Teilhabe und bürgerschaftlichem Engagement entgegen. Die gleichberechtigte und freiwillige Zusammenarbeit verschiedener Interessengruppen in den Landschaftspflegeverbänden war quasi ein Experimentierfeld der späteren Agenda 21-Gruppen. Als 1993 in Berlin der Deutsche Verband für Landschaftspflege im Beisein des damaligen Bundesumweltministers Klaus Töpfer gegründet wurde, stand die neue Programmatik bereits auf soliden Beinen.

Die Landschaftspflegeverbände sollten:

  • Ein flächendeckendes Netz naturnaher Lebensräume aufbauen, um in allen deutschen Kulturlandschaften die Lebensgrundlagen intakt zu erhalten.
  • Der Landwirtschaft ein verlässliches Zusatzeinkommen im Naturschutz verschaffen und sie bei der Vermarktung gebietstypischer Produkte unterstützen.
  • Impulse für eine ökologisch orientierte Wirtschaftsentwicklung und umweltverträgliche Landnutzung geben.

Landschaftspflege heute

Der naturverträglich wirtschaftende Mensch wurde von nun an prinzipiell nicht mehr als Störer gesehen, sondern als Bestandteil des Lebensraumes Landschaft, der zu diesem ökologisch-kulturellen Gesamtsystem untrennbar gehört. Damit war nicht nur zur Land- und Forstwirtschaft, sondern auch zum Fremdenverkehr, zum Handwerk, zu den klassischen Dienstleistungsberufen ja bis hin zu den ländlichen Banken eine Brücke geschlagen, über die der Naturschutz einflussreiche strategische Partner gewinnen konnte. Die Voraussetzung war dabei immer – das sei nochmals betont – eine naturverträgliche Nutzung.

Ihren wichtigsten Impuls erhielt diese Sichtweise 1990 durch die Wende in der DDR. Hatten sich westdeutsche Landschaftspfleger bis dahin oft mit Restflächenmanagement begnügen müssen, so öffneten die Ostdeutschen jetzt den Blick auf tausende von Hektaren, auf existenzielle wirtschaftliche Verflechtungen, auf die Landschaft als Gesamtraum. Das ist neben der Sicherung der Großschutzgebiete das zweite große bleibende Verdienst der ostdeutschen Naturschutzaktivisten in der Wendezeit.

Dieses gedankliche Konzept bildete fortan auch die Grundlage der Arbeit in den Biosphärenreservaten und der LEADER-Aktionsgruppen. Es entstand eine Situation, in der alle beteiligten Gruppen gewannen. Die Kommunalpolitiker und staatlichen Stellen hatten eine Organisation zur Hand, die ihnen Einzelverhandlungen und fachübergreifende Abstimmungen abnahmen. Zahlreiche ortsansässige landwirtschaftliche Betriebe konnten ein Zusatzeinkommen erzielen. Die Naturschutzverbände konnten von ihren Ideen und Vorschlägen viel mehr als früher in die Wirklichkeit umsetzen.

Der Arbeitsgrundsatz der Landschaftspflegeverbände heißt: Alle Gutwilligen aus allen Bereichen sammeln und in gemeinsame Projekte für die heimatliche Landschaft einbinden. Jäger und Fischer sind hier ebenso willkommen wie Sportkletterer, Wassersportler oder Rohstoffbetriebe. Heute gehört der Blick auf die regionalwirtschaftliche Entwicklung und das Bemühen um strategische Partner überall untrennbar zur Landschaftspflege, ganz gleich, ob sie in Landschaftspflegeverbänden organisiert ist oder nicht. Diese Bündelung der Kräfte setzte beachtliche Energien frei.

  • In Mecklenburg-Vorpommern wurde das vom Aussterben bedrohte rauwollige pommersche Landschaf wieder gezielt zur Beweidung eingesetzt. Die Rasse ist damit in ihrem Bestand gesichert. Das Lammfleisch wird wegen des feinen wildbretartigen Geschmacks gern von Restaurants abgenommen. Quellmoore können kostengünstig gepflegt werden, weil die gespreizten Hufe dieser Tiere die empfindliche Bodendecke nicht durchstoßen.
  • Auf der Friedrichshöhe im Thüringer Wald entstand Thüringens erstes Heubad. In Betten mit frischem Bergwiesenheu entspannen sich immer mehr Besucher im Heilkräuteraroma. Auch der gezielte Verkauf von Arnikaheu an Pferdehalter trägt zur Finanzierung der Bergwiesenpflege bei.
  • Zahlreich sind inzwischen die Vermarktungsprojekte für gebietstypische Produkte: Rindfleisch aus naturverträglicher Nutzung im Sauerland und im Biosphärenreservat Elbtalaue, Schaffleisch von den Wacholderhängen des Altmühltales, Holz aus den Wäldern um den Weltenburger Donaudurchbruch, Most und Saft von den Streuobstwiesen im Umland von Frankfurt am Main oder die Aprikosen vom Süßen See bei Halle, für die EU-Kommissar Fischler sogar eine eigene Zulassungsverordnung für den öffentlichen Handel erließ.
  • Der Aufbau großräumiger Biotopverbundnetze bleibt bei all dem die Kernaufgabe. So hat zum Beispiel das Projekt „Lebensraum Lechtal“ entlang des bayerischen Lechs von der Tiroler Grenze bis zur Mündung in die Donau in zwei Jahren 800 Hektar Flächen gesichert und so umgestaltet, dass wildlebende Pflanzen und Tiere auch in der intensiven Zivilisationslandschaft wieder durchgängige Lebensräume bekamen.
  • Zur regionalen Wertschöpfung gehört die Energieerzeugung aus der eigenen Fläche, so baut beispielsweise der Landschaftspflegeverband Freising ein Biomasseheizkraftwerk auf, um Grüngut aus der Landschaftspflege energetisch zu verwerten.

Immer mehr trat seit Beginn der 90er Jahre bei der Abwicklung solcher Projekte eine weitere Aufgabe hinzu, intensive Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung; Umweltpädagogik als eigene Säule neben den Maßnahmen selbst. Es wächst eine Generation heran, die den Bezug zur Natur in der Kindheit nicht mehr automatisch mit bekommt. Die Lebenswelt der deutschen Durchschnittsfamilie spielt sich fast nur noch in zivilisationsgeprägten Räumen ab, Wohnung, Auto, Schule, Büro, Wohnung, Sporthalle, Freizeitcenter. Der Durchschnittsdeutsche verbringt heute weniger als eine Stunde täglich im Freien. Natur kann man über Fernsehen und Internet virtuell toll erleben. Den Geruch einer Sommerwiese, die Kühle eines schattigen Bachlaufes oder den direkt vom Baum gepflückten Apfel können die tollsten Actionfilme nicht ersetzen. Die virtuelle Technowelt führt zu einer Realitätsverschiebung, weil Showeffekte und Tricks scheinbar alles möglich machen. In dieser Situation ist es nötig, durch reales Erleben wieder den Blick für die eigene Umgebung zu schärfen, einen Zugang zur Landschaft zu finden, in der man lebt und die Augen geöffnet zu bekommen für ihre Schätze.

Alle Projekte der Deutschen Landschaftspflegeverbände weisen deshalb heute von Anfang bis Ende eine intensive umweltpädagogische Begleitung auf. Beispiele dafür aus jüngster Zeit sind das spielerische Entdecken der Haselmaus in Sachsen, die Waldjugendspiele im Kreis Teltow Fläming oder das gezielte Herumtollen in den Sandlebensräumen des Ballungsraums Nürnberg.

Umweltpädagogik bleibt angesichts des naturfernen Alltags der Menschen in unserer Zeit eine Daueraufgabe. Verständnis für die reale Welt, die uns umgibt, werden wir nur finden, wenn wir sie in jedem einzelnen Menschen frühzeitig wecken. Nur so werden die Kinder von heute später als Erwachsene für einen pfleglichen Umgang mit der Landschaft zu gewinnen sein.

Finanzierung

Die Finanzierung solcher Projekte ist trotz der Einbeziehung der Kommunalpolitiker in vielen Fällen noch nicht dauerhaft gesichert. Gar manche Treueschwüre für die Nachhaltigkeit verstummen in Zeiten knapper Kassen. Von daher sind Landschaftspflegeverbände und Regionalinitiativen in etlichen Bundesländern immer noch zarte Pflänzchen. Angesichts der bis ins persönliche reichenden ungewissen finanziellen Zukunft vieler Geschäftsführer ist ihre Leistung bewundernswert. Aus der Sicht der staatlichen Stellen sind freie Verbände durchaus willkommen. Ähnlich wie in der Sozialpolitik mit den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege bilden sich nun im Umweltbereich mit den Landschaftspflegeverbänden und vergleichbaren Organisationen

Umsetzungsinstrumente heraus, die an der Erfüllung staatlicher Aufgaben kontrolliert mitwirken. Sie haben den Vorteil klarer finanzieller Eingrenzbarkeit. Sie können zusätzliche Finanzmittel über Spenden und Sponsoring aquirieren und bringen viel Idealismus mit. Es spricht also vieles dafür, den Landschaftspflegeverbänden in den Länderhaushalten eine verlässliche Grundfinanzierung zu geben. Die Länder sind nach unserer grundgesetzlichen Ordnung für Naturschutz- und Landschaftspflege in erster Linie zuständig. Alle anderen politischen Ebenen haben im Vergleich dazu nur eine ergänzende Verantwortung. Gerade auch im Blick auf die neue europäische Agrarpolitik bieten sich deshalb für freie Verbände in der Landschaftspflege folgende Aufgabenschwerpunkte an:

  • Mitwirkung bei der Umsetzung des Vertragsnaturschutzes
  • Mitwirkung bei der Umsetzung von Agrarumweltmaßnahmen
  • Mitwirkung bei der Umsetzung von Pflegeplänen in Natura 2000-Gebieten
  • Umsetzung kommunaler Landschaftspläne
  • Naturschutzfachlich einwandfreie Abwicklung von Ausgleichsmaßnahmen nach dem Bundesbaugesetz
  • Organisation von Landschaftsführungen und Naturerlebnissen vor der Haustür

Der DVL achtet als Dachverband der Deutschen Landschaftspflege­verbände dabei sehr auf die Interessenlagen anderer Gruppen. So erstellen Landschaftspflegeverbände grundsätzlich keine Planungen. Das soll Sache der freien Architekturbüros bleiben. Auch mit dem Bundesverband der GaLaBauBetriebe wurde eine Übereinkunft getroffen: Landschaftspflegeverbände arbeiten nur in der freien Feldflur, Innerortslagen bleiben den GaLaBauBetrieben vorbehalten. Bei der Vergabe der Arbeiten werden bevorzugt landwirtschaftliche Selbsthilfeorganisationen wie Maschinenringe eingeschaltet. Das Tätigkeitsfeld von Landschaftspflegeorganisationen bleibt im Kern immer das Management der Umsetzung von der Vorbereitung über Beratung, Abwicklung, Kontrolle, Abrechnung und begleitende Öffentlichkeitsarbeit.

Aus diesem Grund werden Landschaftspflegeverbände auch nicht die Einstufung als anerkannter Naturschutzverband beantragen, denn sie sind keine Naturschutzorganisationen, sondern freiwillige Aktionsbündnisse zur einvernehmlichen Umsetzung konkreter Maßnahmen. Nischen finden und Nischen lassen ist nicht nur in der Natur das beste Überlebensprinzip, sondern auch im sozialen Zusammenleben.

Gewähren lassen oder Eingreifen?

In der täglichen Praxis taucht immer wieder die Frage auf: Wo soll der Mensch überhaupt in Abläufe der Landschaftsentwicklung eingreifen? Soll ein Hang entbuscht oder eine Talaue rückvernässt werden? Wo darf Aufforstung aus landeskulturellen Gründen versagt werden? Wie steht es mit der Durchweidung von Auwäldern, wo wir doch Wald und Weide jahrzehntelang strikt trennen wollten? Dürfen wir gezielte Feuer zur Verjüngung von Heideflächen einsetzen? Wir tun wohl gut daran, als Richtschnur für solche Entscheidungen den Satz von Hermann Meusel zur Erhaltung der Mannigfaltigkeit heran zu ziehen. Ein gezielter landschaftspflegerischer Eingriff des Menschen ist immer dann gerechtfertigt, wenn er das Überleben von Arten oder Landschaftstypen sichert, die in dem jeweiligen Gebiet seltener sind, als der vorhandene Zustand. Letztlich setzt Landschaftspflege aber immer eine kulturelle Wertentscheidung voraus, welche Landschaft wollen die Menschen? Landschaftspflege ist also primär kulturell begründet und nicht ökologisch. In einigen Bundesländern wird die Kulturlandschaftspflege deshalb auch unter der Rubrik „Heimat und Kulturpflege“ geführt.

Regionale Vielfalt gegen globale Monotonie

Der fachübergreifende umfassende Ansatz der heutigen Landschaftspflegeverbände und die innere Kraft dieser Bewegung sind nur vor dem Hintergrund der Globalisierung vollends verstehbar. Die globalisierte technische Zivilisation westlicher Prägung beinhaltet einen starken Trend zur Gleichförmigkeit aller Lebensformen, der Sprache, der Kleidung, der Nahrung, der Bauweisen und des Freizeitverhaltens. Menschen, die sich die Erhaltung der Vielfalt zum Ziel gesetzt haben, sind hier verständlicherweise im Kern getroffen. Die Bewahrung der Mannigfaltigkeit bekommt plötzlich eine weit über das Ökologische hinausgehende kulturelle Dimension. Gelingt es uns, die Vielfalt der Mundarten, Gebräuche, Speisen, Baustile und landschaftlich angepassten Wirtschaftsformen gegen den Trend zur globalisierten Einheitszivilisation zu halten? Das Ringen um die Balance zwischen regionaler Verwurzelung und weltweitem Agieren ist der Kern der Regionalbewegung. Die Verankerung der Menschen in überblickbaren Lebenskreisen mit einem eigenständigen Profil als Antwort auf die Entseelung der Menschen in der zentralisierten Industriewelt – das ist die Triebfeder, die so viel Idealismus und Opferbereitschaft freisetzt.

Die menschen- und naturverträgliche Gestaltung der Globalisierung ist die große Aufgabe unserer Generation. Das weltweite Aufflammen regionaler Protestbewegungen zeigt, auf welch brüchigem Eis die Neoliberalisten gehen. Die bisherige Form der Globalisierung hat einige wenige reicher und viele ärmer gemacht. Der voll liberalisierte Welthandel nimmt keine Rücksicht auf gewachsene Strukturen, auf soziales Gefüge und auf intakte Natur. Diese Art von Freihandel ist auch frei von Verantwortung. Freiheit muss aber in allen Lebensbereichen an Verantwortung gebunden sein, sonst gibt es bald nur noch das brutale Recht des Stärkeren; das wäre dann auch das Ende der Freiheit. Die neoliberalistische Wirtschaftsdoktrin will möglichst keine Regeln. Alles soll der freie Markt bewirken. Diese Denkrichtung übersieht, dass die Hilfsquellen unserer Erde nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Auch die Wirtschaft kann sich nicht außerhalb der Naturgesetze stellen. Die Behauptung, ein voll liberalerisierter Welthandel nütze allen, ist unwahr. Je weiter die ungeregelte Liberalisierung voranschreitet, desto größer werden Unterschiede und Ungerechtigkeiten. Es gilt anzugehen gegen das schrankenlose shareholder-value-Denken, die Zurückdrängung aller anderen Unternehmensziele gegenüber Aktienkurs und Gewinnraten. Dieses Denken hat Züge eines Tanzes um das goldene Kalb angenommen. Auch im 21. Jahrhundert bleiben solche Verirrungen nicht ungestraft.

Neben der ökonomischen gibt es eine ökologische und kulturelle Wertschöpfung. Regionale Traditionen und Landschaftsformen sind Nahrung für die Seele. Sie sind für die gemüthafte Verankerung der Menschen im Raum unersetzlich. In unserer technischen Zivilisation, die sich so rasch verändert, brauchen die Menschen Haltepunkte für das Gemüt. Nur wer mit den Füßen fest auf dem Boden steht, kann mit offenem Blick auf die Fülle der heutigen technischen Möglichkeiten zugehen und sie verantwortungsvoll nutzen.

Artikel vom: 04.09.2003 15:15