Waldstrategie für Deutschland

Bundestagsrede vom 11. November 2011

Hier finden Sie den Videomitschnitt der Rede.

Josef Göppel (CDU/CSU):

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der wichtigste Satz der Waldstrategie steht in Kapitel 3.3, dass nämlich die Holzernte maximal bis zur Höhe des durchschnittlichen jährlichen Gesamtzuwachses gesteigert werden darf. Es steht noch dort: „Der Wald soll als CO2-Senke erhalten bleiben.“ Das ist die richtige Antwort auf die Diskussion, die es jetzt in Deutschland gibt, wonach man mehr Holz einschlagen müsse, damit mehr junge Bäume gepflanzt werden könnten und mehr Kohlenstoff gespeichert werden könne.

An dieser Diskussion sind zwei Dinge falsch. Von dem Holz, das wir einschlagen, wird nur ein Drittel dauerhaft in Bauwerken und Möbeln verarbeitet,

(Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Richtig! Zu wenig!)

zwei Drittel werden kurzfristig verwertet. Der andere Punkt ist, dass ein junger Wald etwa zwei Jahrzehnte braucht, bis er anfängt, nennenswert Kohlenstoff zu speichern. Deswegen ist diese Festlegung der Waldstrategie eine zukunftsweisende politische Entscheidung. Ich halte das für richtig und für gut.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir haben in Kapitel 3.2 Aussagen zu den Fachkräften. Das ist in der Diskussion schon mehrfach erwähnt worden. Es heißt dort, dass eine Mindestpräsenz gut ausgebildeter Fachkräfte nicht unterschritten werden darf und dass der öffentliche Waldbesitz hier eine besondere Verantwortung trägt. Wir mussten erleben, dass in fast allen Landeswaldungen in den letzten fünf Jahren Fachkräfte massiv abgebaut wurden. Wenn aber die Förster und die Waldarbeiter aufgrund der Übergröße des Reviers ihren Wald gar nicht mehr kennen, mehr Zeit im Auto als im Wald verbringen und anhand von Luftbildkarten die Entscheidungen treffen müssen, dann ist die Nachhaltigkeit gefährdet. Deswegen finde ich die Aussage zu den qualifizierten Fachkräften und einer Höchstgröße der Reviere auch so wichtig.

Es ist auch die Rede vom kleinen Privatwald, der noch viele Holzreserven hat. Die Waldstrategie sagt dazu, dass die Beratungsleistungen im kleinen Privatwald eine Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge sind und deswegen ausgebaut werden müssen. Ich frage mich, wie die Oppositionsabgeordneten dazu kommen, zu sagen, hier würden keine zukunftsweisenden Festlegungen getroffen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Waldstrategie greift die entscheidenden Themen auf.

Es gibt eine Diskussion über die 5 Prozent Naturschutzflächen. Auf der anderen Seite sagen Förster und Waldbesitzer, im Wald seien Nutzung und Schutz auf gleicher Fläche möglich. Aufgrund meiner 30-jährigen beruflichen Tätigkeit als Förster halte auch ich das für möglich. Gleichzeitig muss man sagen: Wer das in Anspruch nimmt, der muss auch dafür sorgen, dass qualifizierte Fachkräfte ihren Wald so gut kennen, dass sie Nutzung und Schutz tatsächlich vereinbaren können.

(Beifall der Abg. Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE))

Das betrifft den Punkt, den ich schon erwähnte: die Mindestpräsenz qualifizierter Fachkräfte.

Die Strategie der Bundesregierung zur biologischen Vielfalt gilt auch für den Wald. Deswegen ist diese 5 Prozent-Diskussion müßig. Sie wird übrigens möglicherweise ein überraschendes Ergebnis haben: Einige Landesforstverwaltungen haben bereits nach Ausgleichsflächen für Windräder im Staatswald gesucht, und siehe da: Die Expertisen, die man angefertigt hat, besagen, dass Flächen in einer Größenordnung von 4 oder 5 Prozent der Fläche des Waldes als Ausgleich für Windräder im Wald möglich sind. Angesichts dessen sind die Festlegungen, die in der jetzt gültigen Waldstrategie verankert sind, als gute Lösung des Naturschutzproblems anzusehen.

Die Forstwirtschaft muss immer so betrieben werden: aufmerksam auf die Natur schauen, behutsam mit der Natur umgehen, aber wirtschaftlich denken; auch das gehört dazu. Das zusammen macht die Nachhaltigkeit aus.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)