Gedanken zum Jahreswechsel

von Josef Göppel

„Wenn uns in der Wirtschaftskrise das Wasser bis zum Hals steht, ist es außerordentlich ungesund, den Kopf hängen zu lassen.“ So beschrieb Minister zu Guttenberg die Lage bei seinem Besuch in Merkendorf im September. Das Ende des Jahres 2009 ist geprägt von Sorge und Zuversicht zugleich.

Die Wirtschaftleistung ging 2009 in Deutschland tatsächlich zurück. Zum ersten Mal seit 15 Jahren gingen weniger Steuern ein als im Jahr zuvor. Das alles geht auf die sogenannte Finanzkrise zurück, das hemmungslose Spekulieren an den Börsen. Deren durchschnittlicher Tagesumsatz betrug 2008 weltweit 5600 Milliarden Dollar, der Gesamtwert aller Güter und Dienstleistungen aber nur 150 Milliarden Dollar. Der Handel mit Aktien, Devisen und Derivaten überstieg den Wert der Realwirtschaft um das Vierzigfache! Erst jetzt erkennen die Führer der Welt, dass auch der Finanzmarkt Regeln und Kontrollen braucht.

Die europäischen Regierungschefs schlugen dem Internationalen Währungsfonds die Einführung einer weltweiten Finanz-Transaktionssteuer und eines Rettungsfonds für Banken vor. Es dürfe nicht mehr vorkommen, dass die Steuerzahler Verluste von Banken ausgleichen müssten. Wie aktuell das ist, zeigen die sechs Milliarden Euro Verlust der Hypo Alpe Adria - Bank, einer Tochtergesellschaft der bayerischen Landesbank.

Zäh voran geht es auch im Klimaschutz. Ich habe die Verhandlungen in Kopenhagen miterlebt und miterlitten. Den Bericht darüber finden Sie hier.

Einerseits gab es großen Druck von tausenden Jugendlichen aus allen Erdteilen. Andrerseits blockierte die chinesische Delegation jede Festlegung. US-Präsident Obama war deutlich anzumerken, dass er erst die Einführung einer gesetzlichen Krankenversicherung durch das Parlament bringen will, bevor er sich dem Klimaschutz zuwendet. Offenbar sind immer noch zu wenige Menschen wirklich von Klimaveränderungen betroffen. Die existenzielle Angst der pazifischen Inselbewohner oder der Afrikaner aus der Sahelzone reichte in Kopenhagen jedenfalls nicht für eine Wende aus.

Meine Hoffnung ist, dass die wirtschaftlichen Chancen des Klimaschutzes den Durchbruch für eine umweltverträgliche Modernisierung der Weltwirtschaft bringen. Vor allem für ländliche Räume verbinden sich damit neue Wertschöpfung, Verdienstmöglichkeiten und Arbeitsplätze. Das Land wird wieder mehr wert. Es gibt neue berufliche Perspektiven für gut ausgebildete junge Leute. Die erneuerbaren Energien fördern das Wachstum von innen heraus. Mittlerweile sind in Deutschland 270 000 Menschen auf dem Sektor beschäftigt. Mit den dezentralen Techniken können auch kleine Firmen Geld verdienen.

Ich wünsche Ihnen frohe und besinnliche Feiertage und einen guten Beginn des neuen Jahres 2010!