Globaler Waldschutz und klimagerechte Landnutzung

Bundestagsrede am 22. Juni 2007

Sie können sich hier den Videomitschnitt der Rede ansehen.

Josef Göppel (CDU/CSU):

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit diesem Antrag öffnen wir die Umweltpolitik in Richtung Umwelt und Entwicklung und vor allem auch in Richtung unseres Nachbarkontinents Afrika. Diese Betonung ist wichtig. Da schließe ich mich dem Kollegen Marco Bülow an, der ja auch gerade darüber gesprochen hat, und danke ausdrücklich den Initiatoren dieses Antrags, Gabriele Groneberg und Christian Ruck.

Ich möchte mich auf zwei Anliegen konzentrieren, die in der Debatte noch nicht so ausführlich angesprochen worden sind, nämlich die Frage des Walderhalts auf internationaler Ebene und auch die Frage einer klimagerechten Landnutzung.

Die globale Entwaldung im Jahre 2006 umfasste 7 Millionen Hektar. Das sind 1,5 Prozent des gesamten Waldbestandes der Erde. Jährlich 1,5 Prozent - das kann man gut hochrechnen - führen in zehn Jahren zu einem Verlust von etwa 15 Prozent. Daran wird deutlich, dass wir dringend ein Instrumentarium benötigen, das dem Erhalt der weltweiten Wälder dient. Dabei liegen die Schwerpunkte natürlich auf den tropischen Wäldern.

Deshalb zielt der Antrag darauf ab, dass wir in den Kiotomechanismus für nachhaltige Entwicklung eine Möglichkeit für den Walderhalt einbauen. Das jetzige Kiotoprotokoll kennt noch keinen solchen Mechanismus. Es hat nur ein einziges CDM-Projekt zur Wiederaufforstung auf der gesamten Erde gegeben. Das war in China. Mehr gab es bisher nicht. Deswegen ist dies ein Schwerpunkt.

Der zweite Schwerpunkt ist der illegale Holzeinschlag. Das gehört hier mit hinein. Es gibt auf europäischer Ebene ein Aktionsprogramm namens FLEGT - Forest Law Enforcement, Governance and Trade. Das ist schön, hat aber einen entscheidenden Nachteil: Es gibt keine Kontrollmechanismen. Bei der Konferenz der internationalen Parlamentariergruppen zum G 8-Gipfel, die hier vor kurzem stattfand, sagte ein indonesischer Abgeordneter: Sie müssen den Handel mit illegalem Holz unterbinden, dann unterbleibt auch der Raubbau. - Da sind wir gefordert.

Wir müssen dafür sorgen, dass an den europäischen Außengrenzen wirklich die Importverbote für illegal eingeschlagene Hölzer umgesetzt werden. Wir kommen nicht darum herum, die Zertifizierungen so vorzunehmen, dass sie auch Wirkung zeigen. Ein freundschaftliches Gespräch mit dem einen oder anderen Holzkonzern, der international arbeitet, bringt da wenig.

Noch einmal zu dem Mechanismus für den Walderhalt. Die Weltbank hat eine Initiative gestartet - Forest Carbon Partnership -, die mit sage und schreibe 50 Millionen US-Dollar ausgestattet ist. Das ist natürlich international gesehen zu wenig. Aktuell hat die deutsche Entwicklungsministerin den neuen Weltbankchef aufgefordert, da mehr hineinzugeben. Das heißt aber auch für uns deutsche Abgeordnete, dass wir Haushaltsmittel bereitstellen müssen, weil wir die Weltbank zu einem großen Teil mitfinanzieren. Deswegen sind alle diese Dinge auch haushaltswirksam. Das ist unserer Fraktion bewusst.

Ich will noch kurz etwas zu dem Stichwort klimagerechte Landnutzung sagen, zu der auch etwas in diesem Antrag zu finden ist. Wälder binden Kohlenstoff deutlich stärker als andere Landnutzungsformen. Eine Wiese bindet doppelt so viel Kohlenstoff wie Ackerland. Wir sollten uns daran erinnern, dass 80 Prozent der terrestrischen Kohlenstoffvorräte in der Humusschicht des Bodens und nur 20 Prozent in der oberirdischen Pflanzenmasse gebunden sind. Notwendig ist also eine Landnutzung, die auf die Kohlenstoffspeicherung in der Humusschicht Rücksicht nimmt.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Die gute alte Forderung, Humusaufbau zu betreiben - Vertreter des alternativen Landbaus haben sie immer wieder erhoben -, und die Forderung, beim Ackerbau flache Bodenbearbeitungsformen zu wählen, bekommen eine ganz neue Bedeutung.

Die klimagerechte Landnutzung wird für unsere eigenen landwirtschaftlichen Produktionsverfahren eine Herausforderung sein. Wir sind damit am Beginn eines Weges, der ganz neue Prioritätensetzungen von uns fordert.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)