Abschiedsrede von Josef Göppel

Bayerischer Landtag am 25. Oktober 2002

Göppel (CSU): Frau Präsidentin, meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Kurz vor Schluss der einhundertsten Plenarsitzung möchte ich mich nach acht Jahren Zugehörigkeit zum Bayerischen Landtag von Ihnen allen verabschieden. Ich habe vor dem Präsidenten die Rückgabe meines Mandats zum 31. Oktober wegen der Wahl in den Bundestag erklärt. Ich möchte Ihnen allen über die Fraktionsgrenzen hinweg für diese acht Jahre danken. Ich habe in dieser Zeit gelernt, wie man parlamentarische Mehrheiten für neue Ideen findet. Ich habe aber auch gelernt, wie stark Beharrungskräfte sind und wie lange man manchmal braucht, um sie zu überwinden.

(Frau Werner-Muggendorfer (SPD): Das kann man in der CSU selten!)

- Das ist bei Ihnen genauso. Das merke ich jetzt schon in Berlin.

(Beifall bei der CSU)

Im Parlament in Berlin ist manches anders als im Bayerischen Landtag. Wir müssen jeden Morgen, wenn der Präsident den Saal betritt, wie in einer preußischen Dorfschule aufstehen.

(Heiterkeit)

In dieser Hinsicht ist der Bayerische Landtag schon erheblich ziviler und demokratischer.

(Heiterkeit)

Ich möchte auch im Deutschen Bundestag an neuen Ideen arbeiten, so an der Sicherung einer dezentral organisierten Wirtschaft mit Handwerk und Mittelstand; denn Oligopole töten den Wettbewerb. Das hat auch viel mit naturverträglicheren Produkten und mit einem nachhaltigeren Lebensstil zu tun. Das geht mit einer mittelständischen, handwerklich orientierten Wirtschaft viel besser als mit großen Strukturen.

Meine Damen und Herren, in den Gängen des Reichstags klagt man auch über mangelnde Zuständigkeiten; dort hört man, die große Richtung sei Europa, die Ausführungsebene sei das Land, was bleibe dann noch für die Ebene der Mitgliedsstaaten? Ich möchte Ihnen also zurufen: Selbstbewusstsein der Länderparlamente in jeder Hinsicht ist angebracht. Glückauf!

(Allgemeiner Beifall)