Regionale Verwurzelung in der globalisierten Welt

Rede zur Eröffnung des Deutschen Landschaftspflegetages am 12. September 1997 in Ansbach

Ich begrüße Sie alle herzlich zum Deutschen Landschaftspflegetag 1997 in Ansbach. Ansbach, die Stadt des fränkischen Rokoko ist mit dem Norden und Osten Deutschlands historisch eng verbunden. 1417 wurde der fränkische Hohenzollerngraf Friedrich VI mit der Mark Brandenburg belehnt. So kam es, dass sich auch die bis 1791 in Ansbach regierenden Hohenzollern Markgrafen nannten. Im 18. Jahrhundert gingen von Ansbach aus im Stundentakt Reisekutschen nach Brandenburg ab. Von 1791 bis 1806 gehörte das Gebiet um Ansbach zu Preußen. Seitdem sind wir Bayern.

Intakte Landschaften und regionale Wirtschaftsentwicklung

1986 gründete sich hier als breite Initiative von unten der Landschaftspflegeverband Mittelfranken. Es war ein glücklicher Umstand, dass sich damals Vertreter der Landwirtschaft, des Naturschutzes und der Kommunalpolitik zusammenfanden, die von Anfang an das Gemeinsame und nicht das Trennende in den Vordergrund stellten. Entscheidend für den Erfolg dieses Experiments wurde aber die Zusammenarbeit mit der gewählten Vertretung Mittelfrankens, dem Bezirkstag. Er unterstützt über die Mittelfrankenstiftung für Natur, Kultur und Struktur ganz entscheidend die Projekte und die Geschäftsführung des Verbandes.

Nach der Ordnung des Grundgesetzes ist der Naturschutz vorrangig eine Aufgabe der Bundesländer. In den meisten Länderverfassungen sind aber auch Passagen enthalten, die die Verantwortung der kommunalen Ebene für den Naturschutz herausheben. Deshalb empfehle ich allen Landschaftspflegeverbänden: Gehen Sie stärker auf Ihre Kreistage und Bürgermeister zu. Finanzielle Engpässe gibt es überall. Unterstützung für Ihre Arbeit werden sie dann bekommen, wenn es gelingt, den Zusammenhang zwischen intakten Landschaften und einer positiven regionalen Wirtschaftsentwicklung deutlich zu machen.

Bei der Analyse der Entwicklung deutscher Regionen im letzten Jahrzehnt fällt eines auf. Besonders nach vorne gekommen sind im Standortwettbewerb die Regionen, die ihre charakteristischen Eigenarten und Stärken besonders herausarbeiteten und daraus standörtlich angepasste Entwicklungskonzepte ableiteten. Besonders zurückgefallen sind gesichtslose Durchschnittsregionen, übernutzte Räume und Abwanderungsgebiete, die einen verlassenen Eindruck machen.

So heißt die erste Botschaft dieses Deutschen Landschaftspflegetages: Intakte Landschaften sind wichtig für eine positive regionale Wirtschaftsentwicklung! Wer glaubt, allein mit einem erschlossenen Gewerbegebiet Investoren anlocken zu können, der wird lange warten. Sicher sind die Einrichtungen der Infrastruktur unabdingbar, aber ohne ein attraktives Umfeld bleiben das Investitionsruinen. Die Frage, ob es Menschen in einem Raum gefällt, ob sie dort ihre Zukunft sehen, hat sicher entscheidend mit den Arbeitsmöglichkeiten zu tun. Aber das eine hängt eben mit dem anderen zusammen. Deshalb ist Landschaftspflege kein exotisches Hobby, das man sich leisten kann, wenn man genug Geld übrig hat, sondern eine zentrale Zukunftsinvestition. Politiker, die danach handeln, werden mit nachhaltigem Erfolg belohnt.

Effizient arbeiten mit freien Trägern

Im Bayerischen Umweltministerium, das ja auch Ministerium für Landesentwicklung ist, hat man das erkannt. Das Ministerium, bis hin zu Minister Thomas Goppel persönlich, unterstützt die Arbeit der Bayerischen Landschaftspflegeverbände vorbildlich. Es verlangt von den Verbänden hohe fachliche Qualität, aber es ermöglicht dafür kontinuierliche Arbeit. Das deckt sich mit dem Selbstverständnis der Landschaftspflegeverbände. Sie wollen vor Ort ausgleichend wirken und Ziele der Landesentwicklung in der Praxis umsetzen. Als freie Träger wirken sie bei der Erfüllung öffentlicher Aufgaben mit und unterstützen die staatlichen Behörden. Im Sozialbereich wird der subsidiäre Einsatz freier Träger seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert. Dieses Arbeitsprinzip eignet sich auch gut für die Zukunftsaufgabe Umweltschutz. Der Einsatz freier Träger unter der Fachaufsicht und finanziellen Kontrolle staatlicher Stellen hilft, die knappen öffentlichen Gelder effizient einzusetzen und zusätzlich noch viel freiwilliges Engagement zu wecken.

Bundespräsident Roman Herzog hat aus diesem Grund die Schirmherrschaft über den Deutschen Landschaftspflegetag 1997 übernommen. Er hat mir mitgeteilt, es sei auch ihm ein ganz wichtiges Anliegen, auf dem schwierigen Feld des Naturschutzes Gräben zu überbrücken und gegensätzliche Interessen zusammenzuführen. Deshalb beobachte er mit großer Sympathie die Aktivitäten der Landschaftspflegeverbände und ihre neuen Wege im Naturschutz.

Was tun Landschaftspflegeverbände?

Inzwischen arbeiten 122 Landschaftspflegeverbände in 12 Bundesländern. Die Neugründungen des letzten Jahres lagen in der Sächsischen Schweiz, in der Westlausitz und im Allgäu. In Wendland-Altmark entstand der erste länderübergreifende Landschaftspflegeverband zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

Die Landschaftspflegeverbände sind heute geschätzte und verlässliche Partner der staatlichen Verwaltung in den Bereichen Naturschutz und Landwirtschaft. Ich will ihre Arbeit exemplarisch an ein paar Beispielen aufzeigen.

Der Landschaftspflegeverband Kreuzhorst-Klus in Sachsen-Anhalt hat erfolgreich die Regionalvermarktung von Rindfleisch aus dem Elbtal um Magdeburg gestartet. Besonderer Wert wird dabei auf die naturschutzfachliche Qualität der Produktionskriterien gelegt.

Der Landschaftspflegeverband Teltow-Fläming in Brandenburg erstellt ein Wanderweg- und Radnetz am Südrand von Berlin kombiniert mit Einkaufsstellen für Regionalprodukte. Für Schulklassen aus Berlin werden Naturerlebnisaufenthalte als neue Form von Heimatkunde organisiert. Die Koppelung von Landschaftspflege, Regionalvermarktung, Erholung und Umweltbildung hat sich dort besonders bewährt. Die hohe Akzeptanz des Konzepts erwies sich auch darin, dass die Bebauung eines Seeufers von Kommunalpolitikern abgelehnt wurde, um die Planungen des Landschaftspflegeverbandes nicht zu gefährden.


Der Landschaftspflegeverband Unteres Warnow-Land in Mecklenburg hat eine neue Herde des vom Aussterben bedrohten Rauhwolligen Pommerschen Landschafes aufgebaut. Diese Rasse kann wegen ihres geringen Gewichts und der besonderen Klauenform auch auf Niedermoorböden weiden. Das Vorhaben ist Bestandteil des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekts "Initiierung regionaler Wirtschaftskreisläufe" in Ostdeutschland.


Der Landschaftspflegeverband Kelheim in Bayern hat eine Lammfleischvermarktung aufgebaut, die Verbraucher besonders auf den Zusammenhang zwischen dem Einkommen der Wanderschäfer und der Bewahrung typischer Wachholderhänge im Altmühltal hinführt.


Die Landschaftspflegeverbände Main-Kinzig-Kreis in Hessen und Göttingen in Niedersachsen haben Werbekampagnen für einheimische Obstsäfte unterstützt, um die landschaftsprägenden Streuobstbestände zu erhalten.

Ich könnte noch eine lange Liste weiterer Beispiele anführen. Bei meinen Besuchen vor Ort spüre ich immer wieder: Hier sind Leute am Werk, die trotz vieler finanzieller Schwierigkeiten mit einer bewundernswerten Ausdauer und großer Heimatliebe ihre Arbeit tun. Sie, die Verantwortlichen in den 122 Landschaftspflegeverbänden, dürfen stolz auf diese großartige Leistung sein. Sie haben mit ihrem Idealismus und ihrem Engagement in Deutschland viel in Bewegung gebracht. Der Ruck, den der Bundespräsident in unserem Land erwartet, findet in den Landschaftspflegeverbänden statt.

Sie arbeiten an drei wichtigen Aufgaben:

1. Ein flächendeckendes Netz natürlicher Lebensräume aufzubauen, um in allen deutschen Kulturlandschaften die Lebensgrundlagen intakt zu erhalten.

2. Der Landwirtschaft ein verlässliches Zusatzeinkommen im Naturschutz zu verschaffen und sie bei der Vermarktung gebietstypischer Produkte zu unterstützen.

3. Impulse für eine ökologisch orientierte Wirtschaftsentwicklung und umweltverträgliche Landnutzung zu geben, die das Besondere der einzelnen Regionen herausarbeitet und ihre Eigenkräfte weckt.

Heimat in der globalisierten Welt

Das Motto des Deutschen Landschaftspflegetages 1997 soll auf die Nivellierungstendenzen der Globalisierung hinweisen und regionale Gegenkräfte formieren. Letztlich geht es dabei um die uralte Aufgabe, das richtige Gleichgewicht zwischen Wandel und Bewahrung zu finden.

Der stellvertretende Vorsitzende unseres Verbandes, Kai Frobel, hat in seiner Dissertation "Naturschutz in einer fränkischen Kulturlandschaft" einen Teil Oberfrankens gründlich analysiert. Er schreibt, dass das Bild und das innere Wirkungsgefüge von Landschaften zu allen Zeiten einem Wandel unterworfen war. Die Schnelligkeit der Modernisierungszyklen und ihre räumliche Reichweite habe aber so stark zugenommen, dass eine breite Uniformierung von Landschaften in Gang gekommen sei. Landschaften verloren charakteristische Einzelelemente. Die Vielfalt des Formenschatzes nehme immer noch rapide ab. Geschichtlichkeitsverlust und Heimatwertminderung seien die Folge.

Sicher hat die Regionalbewegung in ihrem Kern etwas Konservatives, Bewahrendes an sich. Gerade in unserer Umbruchzeit mit ihren raschen Veränderungen greift sie aber auch ein elementar menschliches Anliegen auf. Die Menschen suchen in der globalisierten technischen Zivilisation nach Wurzeln, nach Haltepunkten für das Gemüt! Die Lösungswege liegen dabei nicht in Extremen, sondern in der Synthese. Nicht Welteinheitszivilisation oder hinterwäldlerisches Kantonleben sind gefragt, sondern die menschengemäße und naturverträgliche Gestaltung der Globalisierung.

Die zweite Botschaft dieses Landschaftspflegetages lautet deshalb: Globalisierung nicht zurückdrehen wollen, aber menschlich und naturverträglich gestalten. Die Pflege regionaler Eigenarten und mehr regionale Wirtschaftskreisläufe helfen, richtig mit der Globalisierung umzugehen und ihre negativen Auswüchse zu begrenzen.

Kritiker, die jetzt - nachdem dieses Problembewusstsein gerade erst aufkeimt - schon wieder davor warnen, sich ja nicht abzukoppeln von der weltweiten Entwicklung, haben nicht verstanden um was es geht. Nicht entweder regional oder global heißt die Devise, sondern Sowohl-als-auch ist der richtige Weg. Dem neuen Jahrhundert entspricht ein Leitbild, in dem der Mensch wachen Anteil nimmt an allem, was in der Welt vorgeht, die technischen Möglichkeiten überlegt nutzt, aber gleichzeitig verankert ist in unverwechselbaren Regionen mit Überschaubarkeit und Nähe. Theodor Heuss hat das früh vorausgeahnt mit seinem Wort "Es braucht der Mensch die Naturerlebnisse als Gegengewicht gegen den kalten, harten Glanz laufender Maschinen."

Das Zieldreieck der Nachhaltigkeit

Seit der Rio-Konferenz 1992 ist der Begriff Nachhaltigkeit in aller Munde. Von seinem Ursprung in der Forstwirtschaft her versteht ihn jeder. Man darf nur so viel Holz schlagen, als nachwächst. In der Industrie, bei der Nutzung von Rohstoffen aus dem Innern der Erde oder bei kommunalen Baumaßnahmen ist das oft schwer anwendbar. Hier soll das Zieldreieck der Nachhaltigkeit Orientierung geben. Es ist das gedankliche Bild eines gleichseitigen Dreiecks mit den Eckpunkten Ökonomie - Ökologie - Soziales. Eine Maßnahme ist dann nachhaltig, wenn sie diese drei Ziele gleichermaßen im Auge hat und ihnen gerecht wird.

Das Zieldreieck der Nachhaltigkeit ist ein echter Kulturschritt nach vorn. Das messerschaf trennende Kausaldenken mit seinen isoliert nebeneinanderstehenden Ursachen-Wirkungs-Ketten ist hingegen das Denken von gestern.

Die Landschaftspflegeverbände mit ihrer Drittelparität aus Politik, Landwirtschaft und Naturschutz sind auf das Zieldreieck der Nachhaltigkeit hin orientiert. Wer in diesem Geist arbeitet, befindet sich auf der richtigen Bahn in die Zukunft. Ich rufe uns alle auf, den Schritt vom isolierten Spartendenken zum zusammenschauenden Denken in der täglichen praktischen Arbeit immer wieder zu tun. Arbeitsplatzsicherung und Umweltvorsorge müssen mehr vernetzt werden, damit ein nachhaltiges Wirtschaften in Gang kommt, das die Eigenart der Landschaften respektiert und den historisch gewachsenen Kulturraum pfleglich entwickelt. Insofern darf sich aber auch die klassische Landschaftspflege nicht mehr auf ihr Spezialgebiet beschränken, sondern muss immer die Landnutzer und ihre Einkommensmöglichkeiten mit im Auge haben. Dieses Denken bejaht die Verflechtungen der globalisierten Wirtschaft. Der globale Wirtschaftskreislauf muss aber mit mehr regionalen Wirtschaftskreisläufen unterfüttert sein. Nur so kann er auf Dauer stabil bleiben und nur so lassen sich regionale Eigenarten und Ausprägungen des Lebens erhalten. Gerade sie geben den Menschen in der weltweiten Zivilisation Heimat und kulturelle Verankerung.

Erforderliche Schritte

In der Ansbacher Erklärung, die wir heute noch beraten werden, sind die erforderlichen Schritte niedergelegt, die wir von der Politik erwarten. Sie beziehen sich insbesondere auf den Umbau der europäischen Strukturfonds und die stärkere Berücksichtigung ökologischer Wirkungen in den Programmen der deutschen Gemeinschaftsaufgaben. Angesichts der rasant ausufernden Verkehrsströme ist es zum Beispiel absurd, aus der Gemeinschaftsaufgabe regionale Wirtschaftsförderung nur solche Betriebe zu unterstützen, die ihre Produkte weiter als 50 km entfernt verkaufen. Daneben geht es uns vor allem um die verlässliche Honorierung ökologischer Leistungen der Landwirtschaft. Erforderlich sind beständige, leistungsorientierte Honorierungen, die umweltverträglich wirtschaftenden Landwirten eine Zukunftsperspektive geben.

Mit dieser Forderung sind wir nicht allein. Der europäische Ausschuss der Regionen hat am 18. September 1996 einen Beschluss zum Thema "Schutz und Förderung regionaltypischer Erzeugnisse" gefasst. Darin werden die Kommission und der europäische Rat aufgefordert, Initiativen zum Schutz und zur Förderung regionaltypischer Erzeugnisse zu unterstützen. Besondere Aufmerksamkeit sei in diesem Zusammenhang der Schaffung von regionalen Qualitätsverbünden zur besseren Vermarktung regionaltypischer Erzeugnisse zu widmen. Der Ausschuss fordert weiter die Entwicklung von Qualitätsmerkmalen, die den Verbrauchern und Nutzern die schnelle Auffindung und Erkennung des Gesamtangebots einer Region ermöglicht. Die Qualitätsmerkmale sollen sich vor allem auf naturverträgliche Erzeugnisse und Dienstleistungen sowie den Landschaftsschutz und die Erhaltung des kulturellen Erbes erstrecken.

Eine großangelegte Verbraucherbefragung des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums ergab kürzlich, dass für 79 % die regionale Herkunft der Produkte besonders wichtig ist. Die Studie ergab aber auch, dass regionale Produkte noch mehr gekauft würden, wenn sie besser verfügbar wären. Damit ist die Strategie für die nächsten Jahre eigentlich klar abgesteckt.

Die Projekte der Deutschen Landschaftspflegeverbände fügen sich in diese Zielsetzung nahtlos ein. Es soll eine Entwicklung in Gang kommen, die vor allem in ländlichen Räumen mehr eigenerwirtschaftetes Kapital zirkulieren lässt und damit selbsttragende wirtschaftliche Kräfte freisetzt. Das erhöht die regionale Wertschöpfung und sichert in der Landwirtschaft, im Fremdenverkehr und im Handwerk Arbeitsplätze.

Naturschutz in Bayern

Das Gewicht des Landschaftspflegetages 1997 wird neben dem anspruchsvollen Fachprogramm vor allem durch die Rede des Bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber zu unserem Tagungsmotto unterstrichen.

In allen bayerischen Rathäusern hängt zur Zeit ein Plakat der Staatsregierung aus, das auf die Wichtigkeit von Biotopverbundsystemen hinweist. Ministerpräsident Stoiber ist darauf mit dem Satz zitiert: "Die Staatsregierung will eine landesweite umweltverträgliche Nutzung der Landschaft. Wir werden deshalb einen landesweiten Biotopverbund schaffen, der die Vielfalt der Arten und unsere natürliche bayerische Landschaft nachhaltig sichert." Stoiber war es auch, der in einer allgäuer Sennerei kürzlich sagte, dass Kulturlandschaft nicht zu Weltmarktpreisen zu haben sei. Dahinter steht das Bewusstsein, dass besondere Qualität auch besondere Anstrengungen erfordert.

Für die Teilnehmer aus den anderen Bundesländern möchte ich erwähnen, dass Bayern einen Ministerpräsidenten hat, der Naturschutz und Landschaftspflege auch dann ernst nimmt, wenn es ums Geld geht oder wenn harte Interessengegensätze im Raum stehen.

Er hat ermöglicht, dass der Bayerische Naturschutzfonds von 25 auf 125 Millionen DM aufgestockt wurde.
Er hat dafür gesorgt, dass bei der Verteilung der Privatisierungserlöse 150 Millionen DM für erneuerbare Energien reserviert wurden.


Er hat die Erweiterung des Nationalparks Bayrischer Wald von 10.000 auf 24.000 Hektar gegen Widerstände und Bedenken durchgesetzt.


Er hat die Diskussion um die Kanalisierung der freifließenden Donau mit einem Machtwort beendet und einer naturverträglichen Lösung den Weg gebahnt.


Er hat in einer eigenen Regierungserklärung zur Umweltpolitik 1995 die Arbeit der Landschaftspflegeverbände besonders gewürdigt und gesagt: "Die Staatsregierung wird sie auch dort, wo es sie bisher noch nicht gibt fördern." Sie seien mit ihrer vorbildlichen Kooperation zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunen eine wichtige Stütze der Naturschutzarbeit.


Er hat trotz vieler anderer Haushaltskürzungen die Naturschutzmittel des Umweltministeriums seit 1993 auf gleicher Höhe gehalten.

Trotzdem hat der Naturschutz auch in Bayern seine Probleme. Sorge bereitet allen, die sich um die Landschaft kümmern beispielsweise, dass der Ausgleich von Eingriffen weiterhin in das Belieben der Gemeinden gestellt werden soll. Nach 25 Jahren kommunalplitischer Arbeit weiß ich: Wenn der Zwang zum Ausgleich entfällt, unterbleibt allzu oft auch die ernsthafte Untersuchung umweltverträglicherer Alternativen.

Wenn man den Ausgleich von Eingriffen aber schon den Gemeinden überlässt, dann muss man ihnen auch die Umsetzung der kommunalen Landschaftsplanung als klare Aufgabe zuweisen und sie über das Umweltministerium oder den Bayerischen Naturschutzfonds dabei finanziell unterstützen. Naturschutz bleibt nach unserer Verfassung eine vorrangige Aufgabe der Bundesländer.

So muss um die richtige Position im Zieldreieck der Nachhaltigkeit und um die Balance zwischen Tradition und Fortschritt, zwischen Bewahrung und Wandel immer wieder neu gerungen werden.

Herr Ministerpräsident ich bitte Sie ums Wort.