HANDTHAL: Mehr Schutz der Natur im Wald ist nötig

Foto: Constanze Haissig
Foto: Constanze Haissig

Informierte sich im Steigerwald: Josef Göppel (Mitte), Obmann der CDU/CSU im Umweltausschuss des Bundestags, ließ sich von Gunter Hahner (links), Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Forstleute, und Ulrich Mergner, Leiter des Forstbetriebs Ebrach, Teile der Wälder bei Ebrach zeigen.

 

 

Main-Post vom 16.4.2015 /  Norbert Finster

Josef Göppel hat schon viele Wälder betreten. Er hat die Schäden gesehen, die eine rein kapitalistische Forstwirtschaft in Ländern wie Brasilien oder auf Borneo verursacht. Eine andere Art des Wirtschaftens, nämlich einen bayerischen Staatswald, in dem das Trittsteinkonzept praktiziert wird, kannte er allerdings bis zum Montag noch nicht.


Göppel ist von seiner Ausbildung Forstingenieur, jetzt aber als Mitglied des Bundestages Obmann der CDU/CSU im Umweltausschuss. Auf Einladung von Gunter Hahner, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Forstleute (BDF), besuchte er jetzt den Steigerwald bei Ebrach. Er wollte sich ein Bild machen zur anhaltenden Debatte, ob der Steigerwald ein Großschutzgebiet braucht oder mit kleinen geschützten und flächendeckend vernetzten Trittsteinen auskommt.
Ulrich Mergner, Betriebsleiter des Forstbetriebs Ebrach, der das Trittsteinkonzept entwickelt und schon umgesetzt hat, führte den Gast aus Herrieden bei Ansbach durch das Naturwaldreservat „Waldhaus“ und auch durch den Wald, den der ehemalige Bamberger Landrat Günther Denzler in seinen letzten Amtstagen zum geschützten Landschaftsbestandteil „Der hohe buchene Wald im Ebracher Forst“ ausgewiesen hat.

Mergner erkennt den Bedarf an, mehr Naturschutz im Wald zu leisten. Damit müsse der Staat anfangen. „Die Nachbarn schauen jetzt schon, was wir da machen.“ Beispielsweise habe der benachbarte Gemeinsame Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen mit Revierleiter Volker Conrad bereits beim Trittsteinkonzept mitgezogen.

Göppel zeigte sich überrascht, wie weit sich im Steigerwald neues Wirtschaften bereits durchgesetzt hat. Hier werden auch Arten wie Pilze oder Käfer geschützt, die mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind. Letztlich sei der Schutz dieser „Zersetzer“ wichtig, die abgestorbene Bäume in Humus zurückverwandeln. Das Konzept Mergners sei ein Weg, mit dem Staatsforsten in Bayern wieder Vertrauen gewinnen könnten. „So was habe ich noch in keinem Teil Bayerns und auch nicht in anderen Bundesländern gesehen“, bekannte der Politiker.

Göppel zeigte aber Verständnis für den Ruf nach einem Nationalpark. Er habe seine Ursache in der Tatsache, dass das Wirtschaften des Menschen im Wald bisher zu wenig Rücksicht auf die Natur genommen hat. Wenn jetzt aber auf der ganzen Fläche des Staatswalds Rückzugsgebiete entstehen, dann könne sich dort eine hohe Qualität entwickeln. „Das wird auch beim neuen Chef ankommen.“ Göppel meinte damit Martin Neumeyer, der seit 1. April Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Staatsforsten ist.

Auch für die Umweltbildung habe das Trittsteinkonzept Vorzüge. „Es ist doch besser, wenn eine Schulklasse nicht erst 100 Kilometer zum nächsten Nationalpark fahren muss, sondern die Fülle der Natur vor der Haustür erleben kann.“ Auch für die Bindung der Bürger an den Wald sei das Mergner-Konzept besser. „Was bringt mir ein Wald, wenn ich die Bürger nicht mehr reinlasse.“ Die Leute müssten unbedingt in den Wald, wenn sie die Zusammenhänge in der Natur erkennen wollen und damit sie Verständnis für sie entwickeln können. Deswegen sei auch eine Bürgerbeteiligung bei Schutzmaßnahmen wichtig.

Göppel schließlich: Brennholz sei auch eine Bürgerenergie und eine erneuerbare Energie. Der Handel mit dieser Energie dürfe auf keinen Fall in die Hände von Konzernen übergeben werden.