Für die Erneuerbaren: MdB Josef Göppel

Blickpunkt - UDI-Kundenmagazin März 2015

Langfristig nachhaltige Veränderungen brauchen Unterstützung auf allen Ebenen. Besonders durch Politiker. Solche wie Josef Göppel, seit 12 Jahren Mitglied im Bundestag, seit 40 Jahren CSU-Politiker in Mittelfranken. Göppel zeigt, dass echtes, aufrichtiges Engagement für Klima und Umwelt unabhängig von der Parteizugehörigkeit ist. Denn Göppel sieht nicht Schwarz, sondern Grün. Ebenso mutig wie klug setzt er sich für den umwelt- und bürgerfreundlichen Ausbau Erneuerbarer Energien ein. Per Interview gab er uns einen umfassenden Einblick in seine politischen Vorhaben und die dahinter liegenden Beweggründe.

Dezentrale Energieversorgung

Weshalb plädieren Sie so nachdrücklich für eine dezentrale Energieversorgung?

„Jede Energie aus unserem eigenen Land macht die Versorgung sicherer! Darüber hinaus haben die erneuerbaren Energiequellen Wasser, Sonne und Wind keine Betriebsstoffkosten – ein enormer wirtschaftlicher Vorteil. Schließlich erzeugen diese Energien keine Abfallstoffe, die sich in der Atmosphäre anreichern. Das ist die Voraussetzung, damit eine Weltbevölkerung ohne riesige Wanderungsströme auf der Erde leben kann.“

Wie könnte diese neue Art der Energiewirtschaft im Detail aussehen?

„Die neue Art der Energiewirtschaft zeichnet sich schon recht klar ab. Die Erneuerbaren Energien machen es in Verbindung mit dem Internet möglich, Millionen von Erzeugern und Verbrauchern intelligent zu vernetzen. Viele Hausbesitzer und Mieter werden so von passiven Konsumenten zu Akteuren der Energiewirtschaft. Sie sparen Kosten ein oder erzielen ein kleines Einkommen. Das führt generell zu bewussterem Umgang mit Energie. Das brauchen wir nach der Energiewende – eine Lebensstilwende!“

Wie ist es mit der Finanzierung? Wie könnten die Gelder aufgebracht werden, wer sollte davon profitieren?

„Ende 2014 waren 55 % der Erneuerbaren Energien in Deutschland von Privatpersonen oder Bürgergemeinschaften finanziert. In Energiegenossenschaften kann man bereits mit einem Anteil von 500 Euro einsteigen. In der neuen Regionalstrom Franken Genossenschaft sind es sogar nur 100 Euro. Das ist die soziale Seite der Energiewende. Auch Leute mit normalem Einkommen sollen von der Wertschöpfung der Energie profitieren. Inzwischen zweifelt niemand mehr am Sieg der Erneuerbaren. Jetzt geht der Kampf um die Geschäftsanteile der Zukunft. Bleiben Bürgerprojekte und Stadtwerke wie bisher beteiligt oder werden sie durch Konzernstrukturen mit anonymen Aktienpaketen aus dem Geschäft gedrückt?“

Dezentrale Speichermedien

Wie würden Sie die Weiterentwicklung der Technologie zur Energiespeicherung konkret forcieren?

„Wir werden die 40-prozentige Senkung der Klimagase bis 2020 nur erreichen, wenn wir die Überschüsse des erneuerbaren Stroms in den Wärmesektor und in die Mobilität bringen und so fossile Energien einsparen. Dafür brauchen wir in möglichst vielen Häusern und Betrieben dezentrale Speicher. Für die reine Stromspeicherung stehen verbesserte Bleibatterien zur Verfügung, aber auch Lithium- Ionen-Speicher mit 5 bis 20 Kilowattstunden sind für Normalbürger bezahlbar geworden. Für Gewerbebetriebe, Hotels oder Krankenhäuser gibt es marktfähige Lithium-Manganoxid- Akkus, wie sie in Elektroautos verwendet werden, mit einem Speicherraum bis zu 5000 kW.“

Wie würden Sie Speichermedien einsetzen bzw. weiter ausbauen?

„Die Einbringung von Überflussstrom in das Erdgasnetz wird bis zum Ende dieses Jahrzehnts im großen Maßstab wirtschaftlich sein. Damit könnten wir dann wochenlange Flauten der Erneuerbaren Energien überbrücken.“

Woher rührt Ihr mutiges Engagement für Umwelt und Klimaschutz?

„Durch meinen Beruf als Förster sehe ich die Dinge vielleicht schärfer als andere. Meine Frau und meine vier Töchter spornen mich auch immer wieder an. Darin steckt altes bäuerliches Denken. Jede Generation muss das ihre tun, um ein gutes Leben auf unserer Erde zu bewahren.“

Grüne Geldanlagen

Seit Ende der Neunziger ist der Anteil von Ökostrom von rund 3 % auf mittlerweile fast 30 % angestiegen. Ein großer Erfolg. Der rasante Ausbau der Ökokraftwerke ist vor allem den privaten Anlegern in diese Projekte zu verdanken. Soll dieser Weg auch zukünftig weiter gegangen werden? Wenn ja, in welcher Form?

„In einer Welt der Finanzskandale suchen Normalverdiener für ihr Erspartes sichere Anlagen, die sie voll überblicken können. Die Beteiligung an Erneuerbaren Energien vor Ort ist eine solche Investition. Durch den Übergang auf Ausschreibungen droht das verloren zu gehen. Für die Akzeptanz und den dauerhaften Erfolg der Energiewende ist aber eine breite Bürgerbeteiligung entscheidend!“