Das Glück der Abweichler

Josef Göppel bei seiner letzten Rede im Plenum des Deutschen Bundestages am 30. Juni 2017

Rebellen im Bundestag 

Der Karriere hilft es selten: Was treibt Abgeordnete an, im Bundestag immer wieder gegen die eigene Fraktion zu stimmen?

von Maria Fiedler

Zum Artikel im Tagesspiegel
vom 30. Juni 2017

 

Wer herausfinden will, wer die Abweichler der Fraktionen sind, klickt sich durch die Abstimmungsdokumentation des Bundestages oder auf abgeordnetenwatch.de. Freilich sind nur die wenigen namentlichen Abstimmungen von Interesse. Doch auf den Listen derer, die gegen die Fraktionslinie gestimmt haben, tauchen oft immer wieder dieselben Namen auf. Spätestens, wenn man schon voraussehen kann, wer wohl darunter sein wird, ist klar: Man hat sie gefunden, die Querulanten der Parteien.

Manche unterstellen Geltungssucht

Einer von ihnen ist Josef Göppel, 66 Jahre alt, von Beruf Förster und in Zeitungsberichten schon mal als „grünes Gewissen der CSU“ bezeichnet. Er stimmte in dieser Legislatur beispielsweise für einen Grünen-Entwurf zum Fracking und für den Antrag „Neuzulassung von Glyphosat verhindern“ – die Union selbstverständlich dagegen.

Göppels Abweichlertum dürfte zu diesem Zeitpunkt schon niemanden mehr überrascht haben. Er sitzt seit 2002 im Bundestag. Schon immer, sagt er, habe er einen Widerspruch gespürt, „zwischen dem konservativen Anspruch der CSU und ihrem wirtschaftsorientierten Verhalten, bei dem Belange der Natur stets nachrangig sind“. Am Anfang habe man noch versucht, ihm Geltungssucht zu unterstellen, den Drang aufzufallen. „Erst nach einiger Zeit“, erzählt Göppel, „hat die Fraktionsführung erkannt, dass es aus meiner Überzeugung heraus kommt.“