Windstrom wird wachsen

Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt vom 28. Januar 2011

Immer mehr Kommunen erwägen den Bau von Windenergieanlagen, oder sie müssen sich damit auseinandersetzen, weil die Nachfrage von Investoren steigt.

Bei einer Tagung der Akademie Ländlicher Raum erfuhren die Vertreter von Städten und Gemeinden mehr über Vor- und Nachteile der Windenergietechnik.

Mit der Zahl der installierten Windenergieanlagen kann sich Bayern nicht rühmen. Bis Ende Juni vergangenen Jahres waren in Deutschland rund 21 300 Windräder am Netz. Davon stehen knapp 400 Anlagen im Freistaat. Das heißt allerdings nicht, dass es hierzulande kein Interesse am Bau und Betrieb von Windenergieanlagen gibt. Vor allem seit sich herumgesprochen hat, dass Windräder beträchtliche Einnahmen in die Gemeindekassen spülen, steigt das Interesse auch bei den Kommunen. Gut sichtbar wurde dies bei der Fachtagung „Der Wind weht stärker“, zu der die Bayerische Akademie Ländlicher Raum Ende letzten Jahres nach München eingeladen hatte. „Das Interesse war ungewöhnlich hoch“, staunte Silke Franke, Geschäftsführerin der Akademie.

Eingeladen hatte die Akademie zusammen mit dem Bayerischen Gemeindetag und dem Bayerischen Bauindustrieverband. Bürgermeister, Mitarbeiter von Bauämtern, Land- und Gemeinderäte und Landschaftsarchitekten nutzten die Gelegenheit, um mehr über die technischen und rechtlichen Aspekte, problematische Seiten und das Potenzial der Windenergie zu erfahren.

Der Umweltobmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Josef Göppel, erläuterte die politischen Rahmenbedingungen, die den Ausbau der Erneuerbaren Energien erforderlich machen. Basis hierfür ist das im vergangenen Jahr verabschiedete Energiekonzept der Bundesregierung, in dem Zielmarken für den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in Deutschland fixiert sind. Bis 2030 sollen 50 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energien stammen, für 2050 lautet das Ziel 80 Prozent.

Da sie besonders leistungsstark sind, müssen hierfür auch mehr Windenergieanlagen genutzt werden. Deshalb formulierte die Bundesregierung auch gleich Pläne, wie sie den Ausbau der Windenergie an Land (onshore) und im Meer (offshore) vorantreiben will. So soll beispielsweise das Verfahren für die Flächenausweisung für Windenergieanlagen erleichtert werden. Genehmigungen für den Austausch von alten Anlagen durch moderne leistungsfähigere („Repowering“) sollen leichter erhältlich sein. Priorität hat weiterhin der Ausbau des Netzes für den Transport von Windstrom aus dem Norden in den Süden der Bundesrepublik. Außerdem hat die Bundesregierung bestimmt, dass bis 2030 25 Gigawatt Windenergieleistung vor den Küsten installiert sein sollen. Für Meeres-Windparks sollen KfW-Kredite in Milliardenhöhe zur Verfügung stehen.

Göppel ging in erster Linie auf die Vorteile der Onshore-Windenergie ein. Immer noch attraktiv ist die Anfangsvergütung, die ab 2011 bei 9,02 Cent je Kilowattstunde liegt. „ Der Flächenverbrauch ist niedrig“, hob Göppel weiter hervor, erwähnte allerdings auch die Sichtbarkeit der Anlagen. Ausführlich ging er auf die lokale Wertschöpfung ein, die durch die Nutzung von Windenergie möglich ist. „Einkommen, Gewinne, Pachteinnahmen und kommunale Steuereinnahmenkommen den Menschen vor Ort zugute“, betonte der Politiker aus dem Landkreis Ansbach. Um das zu untermauern, präsentierte er eine Beispielsrechnung. „Ein Zwei Megawatt-Windrad bringt pro Jahr 7000 Euro Gewerbesteuer und in 20 Jahren insgesamt 2,3 Millionen Euro Wertschöpfung vor Ort“, führte Göppel aus. Durch die dezentrale Energieerzeugung werde das Eigentum außerdem unter Bürgern und mittelständischen Unternehmen breit gestreut.

Um Konflikte zu entschärfen, seien Bürgerbeteiligungen und Energiegenossenschaften sinnvoll, sagt Göppel weiter. Als positives Beispiel nannte er das Konzept für Bürgerwindräder im Landkreis Rhön-Grabfeld, bei dem möglichst viele von der Anlage profitieren sollen.

Die Nachteile der Erneuerbaren Energien verschwieg Göppel allerdings auch nicht. Ein häufig genannter ist die schwankende Verfügbarkeit des so erzeugten Stroms, da die Erzeugung von natürlichen Gegebenheiten wie Wind und Solareinstrahlung abhängt. Zum anderen müsse zum Beispiel bei Biogasanlagen darauf geachtet werden, dass nicht zu viel überschüssige Wärme produziert werde, appellierte Göppel.