Koch stößt mit Ökostrom-Politik auf Widerstand

dpa-Meldung vom 18. Januar 2009

Berlin (dpa) - Hessens CDU-Regierungschef Roland Koch hat eine Wende von der regional orientierten Ökoenergie-Politik hin zur zentralen großindustriellen Erzeugung verlangt - und damit Widerstand in den eigenen Reihen ausgelöst. «Der Mann hat das Wesen der erneuerbaren Energien offensichtlich nicht verstanden», sagte der umweltpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Josef Göppel, am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Der Vorteil der Erneuerbaren liegt ja gerade in der dezentralen Erzeugung, die die Energieversorgung national sichert.» Zugleich verteidigte er den im Koalitionsvertrag verankerten und von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) akzeptierten Vorrang der Ökostrom-Einspeisung ins Stromnetz vor Kohle- und Atomstrom, den Koch ebenfalls in Frage gestellt hatte.

Koch hatte im Interview mit der «Wirtschaftswoche» (Montag) gesagt, dass auch Ökoenergien «nur im industriellen großtechnischen Maßstab effizient und zu vertretbaren Kosten eingesetzt werden» könnten. «Es muss Schluss sein mit der romantischen Träumerei, als würde künftig jeder seine Energie selbst produzieren.» Das Energie-Konzept der Koalition müsse realistische Schritte für den Umstieg auf erneuerbare Energien definieren», forderte Koch.

«2050 werden wir ohne fossile Brennstoffe eine moderne Industriegesellschaft versorgen. Aber das wird in erster Linie dank moderner Technik eher in einem Windpark in der Nordsee geschehen als mit kleinen Windrädern an jedem Bauernhof. Oder aus einem riesigen Solarpakt in der Wüste, nicht mit Kollektoren auf jedem Dach.» Es gehe nicht nur um die Strom-Versorgung der privaten Verbraucher, sondern auch der Industrie. Den Einspeisevorrang für Solarstrom vom Dach ins Netz lehnte er mit den Worten ab: «Wir haben heute schon verzweifelte Energiekonzerne, die Geld dafür zahlen, dass ihnen jemand überschüssigen Strom abnimmt. Das verteuert Strom.»

Göppel erklärte dazu: «Wir halten am Einspeisevorrang fest.» Die vom Verbraucher mit dem Strompreis zu zahlende Vergütung werde erst hinfällig, wenn die einzelnen Ökoenergie-Träger Marktpreise erreichten. Damit sei bei der Windenergie im Jahr 2015 zu rechnen.