"Ich beobachte einen Meinungswandel"

Berliner Zeitung vom 30. Oktober 2007

Auch in der Union gibt es Befürworter eines Tempolimits - etwa den bayerischen CSU-Bundestagsabgeordneten Josef Göppel.

Herr Göppel, wird es in Deutschland jemals zu einem Tempolimit auf Autobahnen kommen?

Davon bin ich überzeugt. Deutschland ist das einzige europäische Land, in dem diese Sonderregelung noch gilt.

Bislang sperrt sich aber vor allem die Union.

Das bedauere ich. Ich weise aber darauf hin, dass der Umweltarbeitskreis der CSU mit seinen 6.000 Mitgliedern klar für Tempo 130 auf Autobahnen eintritt. Auch sonst beobachte ich in der Union einen vorsichtigen Meinungswandel. Sollte die EU Druck auf Deutschland ausüben, gibt es in der Union eine steigende Bereitschaft, sich beim Tempolimit zu bewegen.

Der Nutzen für den Klimaschutz wäre minimal.

Wer den Kampf gegen den Klimawandel ernst nimmt, darf keine Maßnahme ausschließen. Tempo 130 würde den CO2-Ausstoß sofort um 2,5 Millionen Tonnen im Jahr senken. Das ist zwar nur ein Prozent dessen, was wir insgesamt reduzieren müssen. Doch lohnt sich ein Vergleich: Das Gebäudesanierungsprogramm der Bundesregierung kostet pro Jahr eine Milliarde Euro, spart aber nur eine Million Tonnen CO2 ein.

Fürchten Sie keinen Verlust von Jobs bei den Autobauern?

Das Gegenteil ist richtig: Zukunftsfähige Automobile müssen leichter und sparsamer sein. Nur wenn die Autobauer auf solche Modelle setzen, können sie die hiesigen Arbeitsplätze auf Dauer sichern.

Die Kanzlerin sagt, Verkehrsleitsysteme seien effektiver als ein Tempolimit. Hat sie recht?

Das bringt im Umfeld der großen Ballungsräume etwas. Auf Überlandstrecken dagegen entfalten sie kaum Wirkung. Sie können also allenfalls eine Ergänzung zu einem Tempolimit sein. Man darf auch nicht vergessen, dass Tempo 130 die Unfallraten senken würde. Viele Verkehrsteilnehmer sind genervt von den Zuständen auf den Autobahnen. Auch sind die rechten Fahrbahnen mit Lkw besetzt, so dass der Fahrer kaum nach rechts ausweichen kann. Auch da würde ein Tempolimit helfen, weil es für gleichmäßigeren Verkehrsfluss sorgen würde.

Was erwarten Sie jetzt vom Verkehrsminister?

Ich erwarte, dass Herr Tiefensee seinen Parteitagsbeschluss ernst nimmt und jetzt auf die Union zugeht. Meine Unterstützung hat er. Der Ball liegt im Feld der SPD.