Der gelernte Umweltschützer: Josef Göppel

Das Parlament vom 26. November 2007

Bei Stars und Sternchen gilt es als besonderes Zeichen für Integrität und Charakter, wenn sie am "Boden" geblieben sind. Bei Politikern ist das ähnlich. "Bodenhaftung" und "geerdet sein" sind Qualitätssiegel, die sich nahezu jeder Politiker gerne anheftet. Nur gelingt das nicht jedem. Ein Problem, das Josef Göppel qua Herkunft und Profession nicht kennt. Er kann für sich mit Recht in Anspruch nehmen, einer der erdverbundensten Abgeordneten im Deutschen Bundestagzu sein - als Sohn eines fränkischen Bauern, gelernter Waldarbeiter und studierter Forstingenieur.

"Ich bin auf dem Feld und im Wald groß geworden", erzählt Göppel, der heute in Herrieden, südöstlich von Ansbach, nahe dem Ort wohnt, wo er 1950 zur Welt gekommen ist. Zusammen mit seinen zwei Brüdern und der Schwester half er als "Bub" damals auf dem sieben Hektar großen elterlichen Hof: "Gras holen, Kühe füttern, melken - das gehörte einfach dazu", erinnert sich der heute 57-Jährige. Von der Politik war der "Sepp", wie er in seiner Heimat genannt wird, damals so weit entfernt wie Ansbach von Berlin.

Mittlerweile könnte er kaum näher dran sein - am Zentrum der deutschen Demokratie. Nur wenige Meter sind es an diesem Mittag im November aus der ledernen Sitzeecke in der Lobby des Reichstags hinüber in den Plenarsaal des Deutschen Bundestages. Seit 2002 ist Göppel als Abgeordneter des Wahlkreises Ansbach-Weißenburg-Gunzenhausen Mitglied des Parlaments. Als solcher muss er sich an diesem Donnerstag neben Ansbach auch mit Afghanistan beschäftigen: Als einer von 413 Abgeordneten hat Göppelgerade der Verlängerung des Bundeswehreinsatzes bei der "Operation Enduring Freedom" zugestimmt - wie die meisten Kollegen in der CDU/CSU-Fraktion.

Dabei ist Josef "Sepp" Göppel keiner, der in seiner Fraktion immer mit der Mehrheit übereinstimmt. Als Kämpfer für die Umwelt, erzählt er, werde er nicht selten auch von Partei- und Fraktionskollegen belächelt. Erst jüngst wurde er in der "Passauer Neuen Presse" mal wieder als "Umwelt-Spinner" tituliert, weil er sich für ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen ausspricht. "Sowas bin ich mittlerweile gewöhnt - nach fast 30 Jahren Umweltpolitik in der CSU."

Josef Göppel, der vor seiner politischen Karriere 22 Jahre als Förster ein eigenes Revier betreute, ist so etwas wie der umweltpolitische Stachel in der CSU - eine Rolle, in der er sich mittlerweile gut eingerichtet hat und sich ganz wohl zu fühlen scheint. Im ersten europäischen Naturschutzjahr 1970, erinnert sich der nach eigener Aussage "Wertkonservative", sei er zeitgleich zu seinem Studium des Forstingenieurswesens in den Bund Naturschutz, den bayerischen Ableger des B.U.N.D, eingetreten. Damit begann sein politisches Engagement. Wenig später trat er, weil er "etwas bewegen wollte", in die CSU ein. Zusammen mit dem heutigen bayerischen Landtagspräsidenten Alois Glück rückte Göppel von nun an die Umweltpolitik ins Blickfeld der bayerischen Christsozialen - auf Kommunal-, Kreis-, Bezirks-, Landes-und seit 2002 schließlich auf Bundesebene.

"Einmal nach Berlin zu kommen, war nie mein Ziel. Das eine hat sich aus dem anderen ergeben", erzählt er in weichem "Frängisch". Nach Berlin hat den Mann, der, als wolle er sein politisches Anliegen unterstreichen, gerne försterliches Dunkelgrün trägt, sein Wille geführt, mitzugestalten. "Hier kann ich am besten meine Ziele vertreten: Eine gesunde Umwelt inmitten der Zivilisation zu erhalten." Dafür lege er sich gerne mit so vielen Kollegen an. Allerdings, das gibt er in der ihm eigenen gesetzt-bedachten Art unumwunden zu, "bleibe ich keine Minute zu lange in Berlin". Neben seinen Wählern, die gerne auch schon mal sonntags nach der Messe mit ihren ganz persönlichen Anliegen beim Göppel Sepp vor der Haustür stehen, freut das seine Frau, die vier Töchter und seinen deutschen Stichelrüden Linus: Wenn Herrchen aus der Hauptstadt kommt, geht er mit ihm erst einmal eine Stunde spazieren im alten Revier. "Das brauche ich als Ausgleich" - und vielleicht auch als Bestätigung, wie sehr es sich doch lohnt, für die Umwelt zu kämpfen.