Mit Mängeln behaftet - Hybris aus Rom

Josef Göppel zu den jüngsten Äußerungen aus dem Vatikan

Herrieden, 11. Juli 2007 - Das Schreiben der römischen Glaubenskongregation vom 10.07.2007 verschlägt mir die Sprache. Gemeinschaften, heißt es da, die aus der Reformation des 16. Jahrhunderts hervorgegangen sind, können nicht Kirchen im eigentlichen Sinn genannt werden. Sie seien mit Mängeln behaftet. Der Geist Christi weigere sich aber nicht, sie als Mittel des Heils zu gebrauchen.

Ein Abgeordneter ist kein Theologe, aber das geht nach meinem Empfinden nun eindeutig zu weit. Viele christlich orientierte Menschen praktizieren in den Pfarrgemeinden eine aktive und von Herzen kommende ökumenische Zusammenarbeit. Diese Christen spüren, dass es heute darauf ankommt, Menschen, denen die Religion überhaupt noch etwas bedeutet, zusammen zu führen und in der Gemeinschaft zu stärken.

Man könnte mutlos werden angesichts der theologischen Verrenkungen, die in dem neuerlichen Schreiben aus Rom zum Ausdruck kommen. Es will - so das Vorwort - „wertvolle Hinweise für die Fortführung des ökumenischen Dialogs geben!!" - Bewirken wird es das genaue Gegenteil. Trotzdem: Die Kirche lebt im Volk Gottes, nicht in der Institution. Ich plädiere deshalb dafür, das Zueinander an der Basis fortzuführen, auch wenn es unter solcher Begleitmusik schwer fallen mag. Die wirklichen Herausforderungen liegen in der Bewältigung des Zusammenlebens mit der muslimischen Kultur und in der Auseinandersetzung mit einer rein materialistischen Weltsicht. Da wird das Ganze dann doch auch politisch.

Artikel vom: 11.07.2007 16:09