Stromkorridor Südost

Quelle: Verband Bayerischer Elektrizitätswerke

Quelle: Verband Bayerischer Elektrizitätswerke

Das bayerische Stromnetz. Im Norden ist die Thüringer Strombrücke angedeutet. Die Einspeisung bei Grafenrheinfeld kann im bestehenden Netz nach Südbayern verteilt werden.

 

Stromnetze von Anfang an umstritten

Berlin, 4. Februar 2014 – Der Stromkorridor Südost war in Fachkreisen von Anfang an umstritten. Schon der Startpunkt im mitteldeutschen Braunkohlegebiet ließ Zweifel an der offiziellen Begründung aufkommen, die Trasse sei für den Windstromtransport erforderlich. Dafür hätte der Beginn nach Mecklenburg gelegt werden müssen.

Das zentrale Argument für das Vorhaben ist jedoch der Ersatz von Atomstrom nach der Stilllegung bayerischer Kernkraftwerke. Was sich bei flüchtiger Betrachtung vernünftig anhört, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als volkswirtschaftliche Doppelinvestition.

Bayern hat nämlich ein gut ausgebautes Höchstspannungsnetz, das von den Kernkraftstand­orten Grafenrheinfeld, Gundremmingen und Ohu ausgehend zu den Verbrauchszentren führt. Die Verbrauchsmenge wird sich durch die AKW-Schließung auch nicht wesentlich ändern. Wegfallende Strommengen können also durch  Einspeisungen an bisherigen Kraftwerksstand­orten effektiv ersetzt werden. Genau das wird die Thüringer Strombrücke leisten, die ebenfalls von Lauchstädt ausgeht und in die Nähe von Grafenrheinfeld führt. Diese Leitung ist bereits in Bau.

Seit der Verabschiedung des Bundesnetzplans ist daneben eine entscheidende Änderung der Rahmenbedingungen abzusehen. Das Energiewirtschaftsgesetz wird ein neues Einspeisemanagement festlegen, das extreme Erzeugungsspitzen von Wind und Sonne abregelt. Die bisherige Netzplanung geht von der gleichzeitigen und vollständigen Aufnahme aller Mengen aus.

Der nach dem Ende der Atomenergie nötige Ersatz hängt schließlich auch wesentlich vom Aufwuchs der erneuerbaren Energien in Bayern ab. Das Energiekonzept der Staatsregierung von 2011 sieht vor, bis 2021 die Hälfte des benötigten Stroms mit erneuerbaren Energien auf bayerischem Boden selbst zu erzeugen, 10 % Biomasse, 17 % Wasserkraft, 16 % Solarenergie und 10 % Windstrom. Damit werden bei den länderübergreifenden Stromnetzen zwei Ansteuerungen des bayerischen Netzes ausreichen, nämlich in Grafenrheinfeld und Gundremmingen.

Bleibt noch die Frage, wer die Lücken des schwankenden Angebots der erneuerbaren Quellen auffüllt. Josef Göppel setzt dafür auf Biogas und Erdgas. Die Biogaserzeugung wird nach seiner Meinung im Konzept von Energieminister Gabriel zu Unrecht abgewürgt. Es sei sinnvoll, den bestehenden Anlagen einen Umrüstungsanreiz zur Nischenproduktion zu geben, und zwar durch Belassung der bisherigen Vergütung beim Einbau zusätzlicher Gasblasen und Motoren. Statt Mais will Göppel überwiegend Blühmischungen eingesetzt sehen; die Beschränkung auf Abfallstoffe lehnt er ab.

In städtischen Räumen ist Erdgas als reaktionsschnelle Ersatzenergie unübertroffen. Die Anlagen müssten stromgeführt laufen und so klein sein, dass die anfallende Abwärme entweder in Nahwärmenetzen oder Wasserspeichern komplett verwendet werden könne. Die Rentabilität solcher Gas-Blockheizkraftwerke in Stadtteilen stelle sich mit einer neuen Strommarktordnung (mehr dazu hier) ein.

Artikel vom: 04.02.2014 10:31