Gentechnik in Futtermitteln

Göppel gegen Aufweichung der Regeln

Herrieden, 11. März 2011 - Der Ständige Ausschuss der Europäischen Union für Lebensmittelkette und Tiergesundheit hat am 22. Februar 2011 einem Vorschlag der Kommission zugestimmt, der in Zukunft eine gentechnische Verunreinigung in importierten Futtermitteln von 0,1 Prozent erlauben würde. MdB Josef Göppel lehnt die geplante Aufweichung ab. In gleichlautenden Schreiben an Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner und den bayerischen Umweltminister Söder schreibt er deshalb:

"Die Europäische Union importiert jährlich rund 50 Millionen Tonnen Futtermittel. Bei 0,1 Prozent Toleranz können 50 000 Tonnen eingeführte Futtermittel mit nicht in der EU zugelassenen Genveränderten Organismen (GVO) verunreinigt sein. Von einer LKW-Ladung Futtermittel mit 10 Tonnen entspricht 0,1 Prozent einem Eimer mit 10 Kilogramm. Zehn Kilogramm Getreidesaatgut reichen für ein Feld von etwa 600 m².

In den Hauptlieferländern USA und Südamerika werden neue Gentechniksorten ohne aufwendige Prüfverfahren für den Anbau und Handel zugelassen. Genetisch verändertes Getreide, Mais, Sojabohnen oder andere Futtermittelprodukte gelangen so auf den europäischen Binnenmarkt. Einmal auf den Binnenmarkt gelangt, ist eine Abgrenzung von Importware und eigen erzeugten Lebensmitteln kaum noch möglich.

Solange eine nachteilige Wirkung genetisch veränderter Organismen auf die Gesundheit von Menschen und Umwelt nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden kann, ist deren Freisetzung und Verwendung als Futter- und Lebensmittel unverantwortlich.

Das unterstreicht auch ein Exposé des deutschen Forschers Prof. Dr. Walter Doerfler (den Text finden Sie hier). Danach kann der Einbau fremder DNA-Abschnitte in ein Genom weit vom Einbauort entfernte Gene unkontrolliert aktivieren oder abschalten. Deshalb ist insbesondere in Bezug auf die Relation zum Bodenleben noch Forschungsbedarf durch firmenunabhängige Institute gegeben.

Der deutsche Dioxin-Futtermittelskandal der letzen Monate zeigt unmissverständlich wie problematisch bereits eine einfache Kontrolle der Trennung von Futter- und Lebensmitteln beim Transport und in der Verarbeitung ist. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass zum Beispiel für die Futtermittelproduktion bestimmtes Getreide direkt in die Lebensmittel-produktion gelangt oder als Saatgut Verwendung findet. Die Abkehr von der Nulltoleranzregelung für genveränderte Pflanzen ist deshalb ein Rückschlag für die nachhaltige und gentechnikfreie Landwirtschaft und den Naturschutz.

Zugleich wird das elementare Recht der Bürger auf Selbstbestimmung verletzt. Durch die Zulassung einer Verunreinigung mit genetisch veränderten Organismen kann der Einzelne letztendlich nicht mehr frei entscheiden, ob er Gentechnik im Essen haben möchte oder nicht. Fleisch, Milch, Käse und Eier von Tieren, die mit Gentechnikfutter gefüttert wurden, müssen nicht gekennzeichnet werden.

Ich bitte, auf eine Beibehaltung der Nulltoleranzgrenze hinzuwirken. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Beibehaltung der Nulltoleranzgrenze für gentechnisch veränderte Bestandteile in Futtermitteln bis zu wissenschaftlich gesicherten Auswirkungen für den Schutz von Mensch und Natur unverzichtbar ist. Zudem werden die Kraftfutterimporte wegen des Drucks auf Waldrodungen in Entwicklungsländern an sich immer fragwürdiger. Es ist hier inzwischen auch ein Ausmaß erreicht, das zu denken gibt. Die Kraftfutterimporte nach Deutschland entsprechen 6 Mio. ha Ackerfläche. Deutschland hat eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 17 Mio. ha. Der Dünger aus den Kraftfütterungsarten führt zu Stickstoffanreicherungen in den Böden."

Artikel vom: 11.03.2011 12:26