Energiewende: Bürgerbeteiligung darf nicht untergehen

Individuelle Lösungen für lokalen Bedarf sparen Kosten

Berlin, 3. Februar 2015 -  „Bayern kann seine Atomkraftwerke bis 2022 abschalten ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden!“ Für Josef Göppel, den Vorsitzenden des CSU-Arbeitskreises Umwelt, ist dies das wichtigste Ergebnis des Energiedialogs. „Es fehlen 2000 MW gesicherte Kraftwerkskapazitäten. Gemeinsam mit den Bürgern ist das in den nächsten sieben Jahren zu schaffen. Der bayerische Energiedialog muss deshalb die Bürgerbeteiligung sichern. Die wichtigsten Bausteine der künftigen Energieversorgung sind Bürgerenergieprojekte, intelligente Verteilnetze und dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung.“

Der CSU-Arbeitskreis Umwelt fordert ein bayerisches Gesamtkonzept, das die Potenziale der einzelnen Regionen erschließt und die Bürger direkt einbindet. Jetzt gehe es darum, wer den Markt der künftigen Energieversorgung bestimme, breite Bevölkerungsschichten mit Bürgerenergieprojekten oder zentrale Konzerne mit anonymen Großaktionären. Die Belastung des eigenverbrauchten Stroms mit einer Umlage, der Übergang zu Ausschreibungen und der Spitzenausgleich mit Stromtrassen anstelle dezentraler Speicher zeige eine klare Tendenz zurück zu Großstrukturen. Die Energiewende werde aber ohne das direkte Engagement vieler Bürger nicht erfolgreich sein.

Das 10.000-Häuser-Programm, die Energieeffizienzoffensive und das Speicherprogramm müssten deshalb gezielt die regionale Eigenversorgung stärken. Vorbild könne die Zusammenarbeit der nordbayerischen Stadt- und Gemeindewerke mit der neu gegründeten Genossenschaft Regionalstrom Franken eG für eine regionale Stromvermarktung sein. Deutschlandweit integriert bisher noch kein Regionalversorger die Erzeugung vor der Haustüre in die eigene Beschaffung. Der erneuerbare Strom landet immer noch fast ausschließlich an der Strombörse. Die bayerischen Regionen sollten Vorreiter in echter Direktvermarktung werden. Dieser Ansatz bringe die Integration der erneuerbaren Stromerzeugung entscheidend voran. Von besonderer Bedeutung ist, dass es für die regionalen Strombetriebe interessant wird, im Markt aktiv nach Flexibilitäten zu fragen: Steuerbare Stromerzeugungsanlagen, Lastmanagement und Stromspeicher. Dies sind wichtige Bausteine auf dem Weg zur Vollendung der regionalen Energiewende. Je mehr Strom vor Ort erzeugt und verbraucht wird, desto weniger muss transportiert werden.

In der Trassendebatte spricht sich der CSU-Arbeitskreis Umwelt für die Erdverkabelung einer zentralen Leitung entlang der Bundesautobahn 7 aus. Die Süd-Ost-Stromtrasse, der sogenannte Korridor D im Bundesnetzplan sei zur Versorgung Bayerns nicht notwendig.

An den Ausbauzielen des Bayerischen Energiekonzepts von 2011 soll festgehalten werden. Das ist ein klares Ergebnis des Energiedialogs. Die Staatsregierung will kommunale Bebauungspläne für Windkraft gezielt fördern um den Zubau wieder in Schwung zu bringen, für Photovoltaik fordert Staatsministerin Aigner zusätzliche Flächen. Konventionelle Kraftwerke will das Ministerium stärker abregeln, um Netzkapazitäten für erneuerbaren Strom frei zu machen. Der Ausbau der dezentralen Kraft-Wärme-Kopplung wird beim Ausgleich von Erzeugungsschwankungen eine Schlüsselrolle spielen. Ergänzend soll eine Speicheroffensive die Infrastruktur schaffen, um Erzeugungsspitzen aufzunehmen und zeitversetzt wieder zur Verfügung zu stellen. In einem 10.000 – Häuser – Programm will Bayern mit 90 Millionen Euro die Energieeffizienz und die intelligente Verknüpfung von Wärme und Strom fördern. 

Kritisch sieht Göppel die Forderung nach der teilweisen Abschaltung von Wind- und Sonnenkraftwerken: „Das Ziel, möglichst allen erneuerbaren Strom sinnvoll zu nutzen, darf nicht aufgegeben werden! Überschussstrom muss über dezentrale Speicher für Wärme und Mobilität genutzt anstatt abgeregelt zu werden. Beim Neubau von Gaskraftwerken muss sich die Größe danach richten, wie viel der Abwärme vor Ort genutzt werden kann.“

Artikel vom: 03.02.2015 14:20