Deutscher Landschaftspflegetag 2004 im Zeichen der Agrarreform

Josef Göppel und Gerd Sonnleitner gemeinsam beim Deutschen Landschaftspflegetag 2004

Josef Göppel und Gerd Sonnleitner gemeinsam beim Deutschen Landschaftspflegetag 2004

Sonnleitner Hauptredner
Vom 24. – 26. Juni fand in Mettlach-Orscholz an der Saarschleife der 12. Deutsche Landschaftspflegetag statt. Rund 170 Teilnehmerwaren unter dem Motto „Intakte Landschaften für attraktive und erfolgreiche Regionen“ zusammen gekommen. Veranstalter war der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) als Dachverband der 140 Landschaftspflegeverbände und vergleichbarer Organisationen.

Zentrale Themen waren die Auswirkungen der Agrarreform auf Landwirte und Landschaften, neue Kooperationsmodelle bei der Umsetzung naturschutzrechtlicher Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sowie ein internationaler Erfahrungsaustausch mit den DVL-Partnerverbänden zur ländlichen Entwicklung. Als prominente Hauptredner waren Dirk Ahner, der stellvertretende Generaldirektor der Generaldirektion Landwirtschaft der EU-Kommission, Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, sowie der Agrar- und Umweltminister des Saarlands, Stefan Mörsdorf, zu Gast.

In seiner Eröffnungsrede stellte der DVL-Vorsitzende Josef Göppel, MdB, einen Zusammenhang zwischen intakten Landschaften und wirtschaftlicher Entwicklung her. „Attraktive Landschaften alleine können zwar keine Arbeitsplätze schaffen,“ so Göppel, „im Wettbewerb der Regionen sind aber gesunde Natur und regionales Lebensgefühl wichtige Standortfaktoren, die aufzeigen, welchen Wert die Landschaftspflege für Deutschland hat.“ In diesem Zusammenhang forderte Göppel den Ausbau der ländlichen Entwicklungspolitik sowie die Sicherung der Gemeinschaftsaufgabe zur Förderung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes.

Dirk Ahner betonte, dass für die Kommission Landschaftspflegeverbände als lokale Partnerder zukünftigen Agrarpolitik eine wichtige Rolle spielen. Auf dem Landschaftspflegetag stellte er die aktuellen Überlegungen der Kommission zur Weiterentwicklung der Politik für den ländlichen Raum vor. Diese soll zukünftig aus einer einzigen Quelle finanziert und damit Programmierung und Management deutlich vereinfacht werden. Die Mittel für die ländliche Entwicklung von rund 11 Mrd. Euro in 2006 sollen auf ca. 15 – 16 Mrd. Euro im Jahr 2013 erhöht werden. Dies entspricht einer Zunahme von gut 40 %. Zu diesen 15 – 16 Mrd. Euro kommen noch weitere 1,2 Mrd. Euro hinzu, die durch die Modulation aus der ersten Säule in die zweite Säule transferiert werden. Insgesamt ergibt sich laut Ahner somit eine Summe von 16 – 17 Mrd. Euro im Jahr 2013, wobei allerdings die Masse der Erhöhung der Erweiterung der EU Rechnung trägt.

Weiter betonte Ahner die zentrale Bedeutung der Agrarumweltprogramme als Kernstück für die Umweltintegration der Gemeinsamen Agrarpolitik. Er betonte, dass Agrarumweltprogramme auch weiterhin für die Mitgliedsstaaten verpflichtend sein sollen und deren herausgehobene Stellung, zum Beispiel in Bezug auf die EU-Kofinanzierung, beibehalten würde. Auch eine Konzentration der Agrarumweltprogramme auf eine Gebietskulisse, zum Beispiel Natura 2000, sei nicht beabsichtigt.

Die Äußerungen Ahners stießen bei den Landschaftspflegern auf breite Zustimmung, zumal ein so genanntes aktuelles Optionspapier der Generaldirektion Landwirtschaft mit teilweise konträren Aussagen zu erheblichen Befürchtungen geführt hatte, dass zukünftig der Stellenwert der Agrarumweltprogramme von Seiten der Kommission reduziert wird.

„Landwirte und Landschaftspflegeverbände sind geborene Partner für die ländlichen Räume“, stellte Gerd Sonnleitner fest. Eine gemeinsame Grundüberzeugung zeichne beide Gruppen aus. Für eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit sah Sonnleitner besonders den Vertragsnaturschutz und die Freiwilligkeit zur Mitwirkung als Basis an. Neue Chancen eröffnen sich dabei laut Sonnleitner, da zukünftig Landschaftselemente wie Hecken Teil der prämienberechtigten Fläche seien. Damit würden Landwirte nicht mehr benachteiligt, wenn diese Elemente gepflegt und erweitert werden.Gemeinsam kündigten DBV-Präsident Sonnleitner und DVL-Vorsitzender Göppel eine Initiative der beiden Verbände an, um den hohen Flächenverbrauch von 130 ha pro Tag in Deutschland einzudämmen.

Der saarländische Umweltminister Stefan Mörsdorf berichtete von der Arbeit der Naturlandstiftung Saar, die im Saarland Land- undForstwirte, Naturschützer, das Land und Kommunen für einen kooperativen Naturschutz integriert und damit der DVL-Partner im Saarland ist. Großes Interesse fanden dabei die Umsetzung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, die über eine Tochtergesellschaft der Naturlandstiftung abgewickelt werden. Über eine Ökokonto-Regelung können effizient und zusammen mit der Landwirtschaft die aus Naturschutzsicht erforderlichen Kompensationen für Eingriffe wie Straßenbauten umgesetzt werden.

Artikel vom: 26.06.2004 15:43